Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Freie Fahrt für Emanuel Buchmann
Nach dem Aus seines Kapitäns Nerz trumpft der junge Ravensburger als Etappendritter über die mythischen Pässe Aspin und Tourmalet groß auf
CAUTERETS (SID/sz) - Des einen Leid, des anderen Freud ... Während der Wangener Dominik Nerz gestern aufgeben musste, feierte Emanuel Buchmann, sein junger Teamkollege bei Bora-Argon 18, am Mittwoch einen grandiosen Erfolg – als Etappendritter beim Tagessieg des Polen Rafal Majka vor dem Iren Daniel Martin. Der Ravensburger kämpfte sich in beeindruckender Manier über die mythischen Pässe Aspin und Tourmalet. „Richtig geil! Das ist einer der schönsten Tage meiner Karriere“, sagte der 22-Jährige danach. „Ich bin total happy über Platz drei, aber auch total kaputt. Es war eine sehr harte Etappe, und ich habe den ganzen Tag in der Spitzengruppe gearbeitet.“
Dem Oberschwaben gelang damit nach 188 Kilometern der Schinderei von Pau nach Cauterets bei weit über 30 Grad ein Coup, der ähnlich hoch einzuschätzen ist wie sein Überraschungssieg bei der Straßen-DM Ende Juni. „Ich bin einfach die Berge in meinem Rhythmus hochgefahren, das hat richtig gut geklappt – nur auf der Abfahrt vom Tourmalet hatte ich Krämpfe“, sagte der viertjüngste Starter der 102. Tour.
De facto sind deutsche Top-3Platzierungen auf Bergetappen in der Nach-Ullrich-Ära selten geworden: Zuletzt war 2013 Andreas Klöden Zweiter in Le Grand-Bornand geworden, Tony Martin kam 2009 auf dem Mount-Ventoux ebenfalls als Zweiter ins Ziel. Der Mann aus Cottbus bestritt damals seine erste Tour – wie nun auch Buchmann.
Der Ravensburger, der sich kurz vor der Tour überraschend den Titel als deutscher Meister gesichert hatte, gehörte zu einer fünfköpfigen Fluchtgruppe um den französischen Ausreißer-König Thomas Voeckler. Das Quintett fuhr mehr als sieben Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld heraus. Im Gegensatz zum Vortag, als Buchmann noch seinem Kapitän Nerz zur Seite stehen musste, durfte er diesmal das Tempo mitgehen. Erst auf dem Weg zum Tourmalet setzte sich dann Majka ab und sicherte sich auf dem Gipfel den Bergpreis Souvenir Jacques Goddet.
Ab sofort gibt es übrigens keine Einschränkungen mehr für das Talent im Meistertrikot. „Unsere Taktik wird damit komplett umgestellt“, sagte Bora-Argon-18-Teammanager Ralph Denk am Mittwoch: „Ab jetzt gilt: Freie Fahrt für alle!“Auch für Emanuel Buchmann. Wie gewonnen, so zerronnen: Sprinter André Greipel aus Rostock musste sich nach einem Tag wieder vom Grünen Trikot verabschieden. Beim einzigen Zwischenspurt kam er nicht über Platz neun hinaus und fiel mit 232 Punkten hinter den Slowaken Peter Sagan ( 239) zurück.