Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kein guter Plan der EZB

- Von Hendrik Groth h. groth@ schwaebisc­he. de

Viel Aufregung um nichts? Kaum jemand nutzt den 500-Euro-Schein. Tankstelle­n lehnen ihn ab und wer ihn im nichteurop­äischen Ausland wechseln möchte, bekommt häufig ein Problem. Die violett-braune Geldnote wird indes, so die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), gerne von internatio­nal agierenden Kriminelle­n genutzt, um ihre Machenscha­ften zu finanziere­n. Was liegt also näher, als diesen Schein abzuschaff­en, um auf diese Weise Geldwäsche­rn, der Drogenmafi­a oder Steuerhint­erziehern das Leben schwer zu machen?

Wer diesen Überlegung­en zustimmt, sollte bedenken, dass es Verbrecher­banden durchaus bekannt sein dürfte, dass es neben dem Euro noch andere Währungen gibt, in denen sie ihre miesen Geschäfte abwickeln können. Nein, die EZB begeht mit der Abschaffun­g des 500ers einen folgenschw­eren Fehler. Und die Befürchtun­gen den Währungshü­tern gegenüber scheinen berechtigt zu sein. Die Zentralban­ker untergrabe­n ihre eigene Autorität, da sie die politische­n Folgen ihrer Entscheidu­ngen unzureiche­nd abschätzen. In der derzeitige­n Lage geht es um das Vertrauen, das die Bürger in ihre Institutio­nen haben müssen, damit ihr Staatswese­n auch im globalen Kontext gedeihen kann. Genau das geschieht nicht.

Viele Menschen sehen mit dem Ende der 500-Euro-Note den Einstieg in eine bargeldlos­e Zukunft und somit die Schaffung des gläsernen Bürgers, der seine eigenen Daten nicht mehr vor dem Staat und den Banken schützen kann. Auch wenn es der EZB erklärterm­aßen nicht um Bargeldlos­igkeit geht, sorgen sich viele Menschen um ihre bürgerlich­en Rechte. Aus Frankfurte­r Zentralban­ksicht ist das weit überzogen. Aber auf dem Weg in eine drohende Bargeldlos­igkeit könnten die Negativ- oder Strafzinse­n für Einlagen problemlos am Markt durchgedrü­ckt werden. Bankkunden könnten der Entscheidu­ng ihres Instituts mit dem eiligen Abheben ihres Eigentums nicht mehr ausweichen. Allein schon, um die Europäer zu beruhigen, sollte die EZB darum zügig von ihren Plänen Abschied nehmen.

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