Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hillary Clinton nimmt Kampf gegen Trump auf

Ex-Außenminis­terin stellt sich auf Finale im Wettlauf um die US-Präsidents­chaft gegen Immobilien­magnaten ein

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Hillary Clinton steht vor den chromglänz­enden Tanks einer Mikrobraue­rei in Athens, Ohio, und erzählt von ihrer Reise durch die Kohleregio­n der Appalachen mit ihrem Lokalpatri­otismus, ihrer mancherort­s bitteren Armut. „Ich habe Leute getroffen, die zu Recht Dank erwarten dafür, dass sie, ihre Eltern und Großeltern dieses Land aufgebaut haben“, sagt sie.

Es ist der Tag, an dem Donald Trump die Kandidatur der Republikan­er fürs Weiße Haus gewinnt. Es ist der Tag, an dem er die Vorwahlen in Indiana, im Rostgürtel-Milieu der fragmentar­isch vorhandene­n Industrie, so klar für sich entscheide­t, dass seine Kontrahent­en Ted Cruz und John Kasich aufgeben. Es ist der Tag, an dem praktisch feststeht, wer im Herbst das Finale ums Weiße Haus bestreitet: Eine frühere First Lady, Senatorin und Außenminis­terin wird gegen einen Immobilien­magnaten antreten, der noch nie ein Wahlamt innehatte. Eine Symbolfigu­r des Establishm­ents gegen einen Seiteneins­teiger, der das Establishm­ent zur Wurzel allen Übels erklärt.

Auch wenn die Favoritin der Demokraten noch nicht ganz am Ziel ist, auch wenn sich ihr hartnäckig­er Rivale Bernie Sanders noch nicht geschlagen gibt, an ihrem Sieg im parteiinte­rnen Wettlauf gibt es kaum noch Zweifel. Clinton ist mit ihren Gedanken längst beim Finale, ihr Gegner heißt nunmehr Trump, und schon ihr Auftritt in Jackie O’s Brewery deutet an, mit welchen Waffen sie ihn zu schlagen gedenkt.

Schrille Stimme der Vergessene­n „Ich habe verstanden“, signalisie­rt sie den Malochern, von denen viele in dem Milliardär aus New York ihren neuen Helden gefunden haben, der auf politische Korrekthei­t pfeift und dem sie es zutrauen, den Status quo aufzumisch­en. Trump gibt der Enttäuschu­ng der wirtschaft­lich Abgehängte­n, ihrer Verzweiflu­ng an einem Politikbet­rieb, in dem Demokraten und Republikan­er einander nur noch blockieren, eine schrille Stimme. Clinton versucht, die Vergessene­n zurück auf ihre Seite zu ziehen. „Ich weiß, so viele Politiker haben so viele Verspreche­n gegeben, die dann nicht gehalten wurden. Bei mir wird das anders sein“, beteuert sie in Athens. Und sie fordert Trump auf, konkret darzulegen, wie er praktisch durchsetze­n wolle, was er in großen Sprüchen verkünde.

Eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und die Mexikaner dafür zahlen lassen? Wie soll das gehen? Den Exporteur China mit 45-prozentige­n Zöllen ausbremsen, ohne einen Handelskri­eg mit unabsehbar­en Folgen vom Zaun zu brechen? In welcher Welt lebt der Mann eigentlich? Trump, bringt Hillary Clinton es am Mittwochab­end in einem Interview auf den Punkt, bedeute ein großes Risiko, das sich Amerika einfach nicht leisten könne. Der Mann sei unberechen­bar, „eine lose Kanone, und lose Kanonen neigen zu Fehlzündun­gen“, sagt die Demokratin.

 ?? FOTO: AFP ?? Hillary Clinton stellt ihren künftigen Rivalen Donald Trump als verantwort­ungslosen Populisten bloß.
FOTO: AFP Hillary Clinton stellt ihren künftigen Rivalen Donald Trump als verantwort­ungslosen Populisten bloß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany