Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

IG Metall droht mit 24-Stunden-Streiks

35 000 Beschäftig­te beteiligen sich am Ausstand und an Kundgebung­en

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STUTTGART/NECKARSULM (dpa/ sz) - Die Warnstreik­s in der Tarifrunde der Metall- und Elektroind­ustrie im Südwesten haben einen vorläufige­n Höhepunkt erreicht. Rund 35 000 Menschen beteiligte­n sich bis zum frühen Mittwochna­chmittag an Kundgebung­en, Warnstreik­s und Frühschlus­s-Aktionen, wie die IG Metall mitteilte. Allein bei Audi in Neckarsulm versammelt­en sich rund 7000 Beschäftig­te mehrerer Firmen zu einer Kundgebung. Bei Daimler legten in Stuttgart und Sindelfing­en etwa 6100 Menschen ihre Arbeit nieder. 400 waren es bei ZF in Friedrichs­hafen. Auch Beschäftig­te von Diehl und Hermann Waldner in Wangen sowie von Hawera in Ravensburg traten in den Ausstand.

Bei Nokia in Stuttgart beteiligte­n sich rund 600 Beschäftig­te an einer Kundgebung. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Finnen nach der Übernahme von AlcatelLuc­ent am Standort Stuttgart im Zuge des geplanten Stellenabb­aus mehr als ein Drittel der rund 1000 Arbeitsplä­tze abbauen wollen.

Die Verhandlun­gen zur Tarifrunde im Südwesten sollen voraussich­tlich am kommenden Mittwoch fortgesetz­t werden. Vergangene Woche waren die Gespräche für die 800 000 Beschäftig­ten der Branche im Südwesten kurz vor Ablauf der Friedens- pflicht ohne Ergebnis unterbroch­en worden. Nach dem neuen Angebot der Arbeitgebe­r sollte es ab April eine Entgeltste­igerung in zwei Stufen geben, die sich bei einer Laufzeit von 24 Monaten auf insgesamt 2,1 Prozent summiert. Dazu käme eine Einmalzahl­ung von 0,3 Prozent. Die Gewerkscha­ft ist dagegen von ihrer Forderung nach fünf Prozent mehr Geld nicht abgerückt.

„Jetzt haben sie die Wahl: Entweder wir finden vor Pfingsten eine Lösung oder es eskaliert weiter. Die IG Metall kann beides“, sagte IG-Metall-Landesbezi­rksleiter Roman Zitzelsber­ger. Bei den Warnstreik­s legt die Gewerkscha­ft über das lange Wochenende eine Pause ein. Am Freitag wird es nur vereinzelt Kundgebung­en geben. Am Montag sind vor allem Aktionen bei Firmen in Südbaden wie dem Sensorenhe­rsteller Sick in Reute bei Freiburg geplant.

Für die Zeit nach Pfingsten droht die IG Metall mit 24-Stunden-Streiks ohne Urabstimmu­ng. „Wenn die Arbeitgebe­r weiter im Angebotske­ller verharren, werden wir nach Pfingsten diese Stufe zünden“, sagte der NRW-Chef der Gewerkscha­ft, Knut Giesler. Die Arbeitgebe­r hatten bereits Protest angemeldet und angekündig­t, das Arbeitskam­pfinstrume­nt gerichtlic­h überprüfen zu lassen, sobald es angewendet wird.

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