Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Argumente für Abschaffung wenig überzeugend“
FRANKFURT (dpa) - In der Debatte um die Zukunft der 500-Euro-Note sprach sich die Deutsche Bundesbank gegen eine Abschaffung des größten Euro-Geldscheins aus. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele (Foto: dpa) erklärt die Position der deutschen Zentralbank im Interview mit Jörn Bender.
Was halten Sie von der Entscheidung, den 500-Euro-Schein abzuschaffen? Die Bundesbank hat sich seit Beginn der Diskussion gegen eine Änderung der Stückelungsstruktur und damit auch gegen einen Ausgabestopp der 500-Euro-Banknote eingesetzt. Aus unserer Sicht waren die vorgebrachten Argumente für die Abschaffung wenig überzeugend. Selbstverständlich unterstützen wir Maßnahmen, die kriminelle oder terroristische Aktivitäten erschweren. Aber wir haben bislang keine stichhaltigen Belege gesehen für einen Zusammenhang zwischen dem Umfang von Schattenwirtschaft oder Kriminalität und der Verfügbarkeit von Banknoten mit hohem Nennwert. Insofern sind unsere Zweifel, ob die Abschaffung der 500-Euro-Banknoten tatsächlich einen substanziellen Beitrag zur Bekämpfung krimineller Aktivitäten leisten kann, nicht ausgeräumt.
Was bedeutet dieser Schritt für die Zukunft des Bargeldes? Der EZB-Rat hat sich mit seiner Entscheidung klar zum Erhalt der 200- und der 100-Euro-Banknote bekannt. Die zweite Banknotenserie wird zwar von derzeit sieben auf dann sechs Stückelungen reduziert, jedoch bedeutet der Ausgabestopp für die 500-Euro-Banknote keinen Einstieg in die Abschaffung des Bargeldes. Dieses Signal an die Bürger ist der Bundesbank besonders wichtig. Bargeld bleibt gesetzliches Zahlungsmittel und wird auch künftig eine wichtige Rolle einnehmen bei den täglichen Einkäufen und als Wertaufbewahrungsmittel.