Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mietvertrag für Hallenbad bald in trockenen Tüchern
Ravensburger Stadtwerke rechnen durch Fitnessstudio mit zusätzlich zehn Badegästen pro Stunde
RAVENSBURG - Demnächst soll der Mietvertrag für das Ravensburger Hallenbad unterzeichnet werden. Als Mieter zieht im Obergeschoss die schwedische Firma „Actic“ein, die ab Oktober im Obergeschoss ein Fitnessstudio betreiben will. Für die Stadtwerke ist die Miete ein Beitrag zur Reduzierung des jährlichen Abmangels im Hallenbad.
„Actic“wäre nach aktuellem Stand im Oktober der elfte Fitnessanbieter in der Stadt. Wie die Schwäbische Zeitung berichtete („Fitnessbranche wächst wie gedopt“, SZ vom 24. April), weisen die Schussentalgemeinden Ravensburg, Weingarten und Baienfurt, eine weit überdurchschnittliche Dichte an Fitnessstudios auf: derzeit 19, das 20. ist im Entstehen. „Actic“-Manager Wolfgang Bahne wertet dies als durchaus positives Vorzeichen für die Neueröffnung im Hallenbad Ravensburg: „Ich finde es gut, dass sich die Branche so entwickelt.“Der Standort Ravensburg präsentiere sich als „fitnessaffin“. Dass der Konkurrenz jetzt die Mitglieder davonlaufen, sei nicht zu befürchten: „Wir rekrutieren unsere Zielgruppe aus dem Teil der Bevölkerung, der noch nicht in einem Fitnessstudio trainiert“. Das seien zum einen „schwimmaffine“Leute, aber auch beispielsweise Eltern, die ihr Kind zum Schwimmunterricht bringen und die Wartezeit nutzen wollen.
„Actic“betreibt nach eigenen Angaben europaweit 160 Fitnessstudios und hat dort durchschnittlich 2,5 Mitglieder je Quadratmeter Trainingsfläche. Für Ravensburg mit 450 Quadratmetern rechnet Bahne mit 900 bis 1000 Mitgliedern. Die Trainingsphilosophie sei möglichst intensiv und effizient zu trainieren: „Nach 45 Minuten ist das Training erledigt“. Dadurch werde auch ein hoher Durchsatz an Menschen zu den Trainingszeiten erreicht, die den Öffnungszeiten des Hallenbads entsprechen. „Aus Sicht des Bads sind wir Öffentlichkeit“, sagt Bahne: „Wir nehmen keinem Verein oder den Schulen etwas weg.“
Auch Anton Buck von den Stadtwerken erwartet keine Interessenskollision mit den anderen Nutzern des Bads. Der Hauptbetrieb im Fitnessbereich sei voraussichtlich ANZEIGE abends und am Wochenende, also außerhalb der Schulzeiten. Die Vereine, die abends Schwimmzeiten belegt haben, könnten mit Sondervereinbarungen mit „Actic“von dem zusätzlichen Angebot profitieren. Die „Halbprofis vom Schwimmclub“, die laut Buck bisher schon im Obergeschoss „ein paar alte Geräte“genutzt haben, bekämen jetzt viel bessere Bedingungen. Die Stadtwerke haben zehn zusätzliche Besucher pro Stunde errechnet: „Die verlieren sich fast im Bad.“Auch der Parkplatz sei für eine höhere Frequenz völlig ausreichend. Eine Zählung über eine Woche habe ergeben, dass von den 55 Stellplätzen durchschnittlich 30 Prozent frei waren.
Obergeschoss seit Sanierung leer Hingegen erhofft sich Buck neben einer Verbesserung der ohnehin rückläufigen Frequenz zu den öffentlichen Schwimmzeiten auch einen „zusätzlichen Ergebnisbeitrag“durch den Mieter. Außerdem: „Wir bekommen gerichtete Räume im Obergeschoss“. Die stehen seit der Sanierung in den Jahren 2004 und 2005 leer. Da in dieser Zeit nur „Actic“ein Angebot gemacht habe, könne auch nicht von einem Wettbewerbsvorteil gesprochen werden, betont Buck in Richtung Mitbewerber.
Durch einen Baukostenzuschuss von Actic in Höhe von 84 000 Euro sei die Investition etwa für Fluchttreppen, Überdachung des Innenhofs, und technische Anpassungen auf 300 000 Euro gedeckelt. Die Arbeiten werden vor allem während der Sommerpause zwischen 23. Juli und 2. September erfolgen. „Buck hat gut verhandelt“, bestätigt Wolfgang Bahne. Die Stadtwerke bekommen neben einer Mindestmiete, durch die variablen Kosten laut Bahne „auf ein Minimum“gesenkt werden, eine umsatzabhängige Miete, die dem Vernehmen nach etwa bei 15 Prozent liegen soll. „Wir retten ein bisschen das Bad“, sagt Bahne.
Die Kombination von Schwimmen und Fitnesstraining gebe es ansonsten nur im „Luxussegment“größerer Städte. Bahne geht für Ravensburg bei einem Zweijahresvertrag von 39,90 Euro im Monat aus, was unter den 15 Anlagen von „Actic“in Deutschland im unteren Bereich liege.