Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Nicht jede Mücke überträgt Krankheiten“
Günter Tillinger vom BUND Ravensburg gibt Entwarnung: Noch keine Tigermücken in Oberschwaben
RAVENSBURG - Die asiatische Tigermücke, die sich bereits in Italien ausgebreitet hat, ist auf dem Vormarsch gen Norden (die SZ berichtete). Grund dafür ist der Klimawandel und der lebhafte Reise- und Handelsverkehr. Karin Kiesel hat bei Günter Tillinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nachgefragt, ob die Mücke schon in Oberschwaben angekommen ist.
Herr Tillinger, sind asiatische Tigermücken auch schon in Oberschwaben gesichtet worden? Darüber ist mir bislang nichts bekannt. Man kann aber nicht ausschließen, dass einzelne Exemplare aus Italien mitgebracht wurden, beispielsweise in einem Fahrzeug. In Italien haben sich die Mücken schon seit Längerem ausgebreitet, weil sie dort gute klimatische Bedingungen vorfinden. Es gab dort auch schon mehrere Fälle von tropischen Krankheiten, die durch die Mücken übertragen werden. Um welche Krankheiten handelt es sich dabei? Die Tigermücke ist ein Überträger beispielsweise des Zika-Virus oder auch des Dengue-Fiebers. Sie transportiert die Krankheitserreger. Es ist aber nicht so, dass jeder Mücke die Krankheitserreger anhaften. Die Mücken, die man in Freiburg entdeckt und untersucht hat, waren frei von Krankheitserregern. Es ist also nicht so, dass jeder Stich automatisch eine Krankheit bedeutet.
Wie kommen die Mücken von Asien nach Europa und bald vielleicht auch nach Oberschwaben? Die Mücken haben sich nach Westen ausgebreitet, in Italien sind sie schon heimisch. Eher unfreiwillig werden sie nun in Autos oder Lastwagen oder anderen Reisemitteln mitgebracht. Die ersten Tigermücken hat man bereits vor zehn Jahren im Freiburger Raum entdeckt und es ist schon länger die Befürchtung, dass sie wandern und sich von alleine gen Norden ausbreiten wie beispielsweise die Gottesanbeterin, die aus dem Mittelmeergebiet stammt und mittlerweile in der Oberrheinischen Tiefebene etabliert ist. Ein anderes Beispiel ist der Bienenfresser. Das ist ein schöner, prächtiger Vogel aus Frankreich, der bereits seit etlichen Jahren erfolgreich am Kaiserstuhl und im Hegau brütet – praktisch vollzogener Klimawandel. Auch die Tigermücken sind wärmeliebende Tiere und es liegt ebenfalls am Klimawandel, dass sie ihr Gebiet nun auch gen Norden ausweiten. Vor 20 Jahren wäre das nicht vorstellbar gewesen.
In unseren Nachbarländern Schweiz und auch in Österreich wird bereits davor gewarnt, sich einen Gartenteich anzulegen. Wie sehen Sie das? Das halte ich für übertrieben. Gartenteiche oder Biotope sind insgesamt gesehen ein guter Lebensraum, nicht nur für Mücken. Dort fühlen sich dann auch Libellen wohl, die wiederum ein natürlicher Feind von Stechmücken sind. Bei Regenfässern würde ich hingegen empfehlen, sie abzudecken.
Noch eine andere Frage: Dieser Winter war sehr mild. Müssen wir nun mit einer Schädlingsplage rechnen? Es ist natürlich so, dass starker Frost Schädlinge dezimiert. Und länger anhaltende Kälte gehört ja in unserer Gegend eigentlich auch dazu. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich die Insekten entwickeln. Wenn es mild und trocken ist, können sich Schädlinge gut vermehren. Das wiederum freut dann die Wespen, die viel Nahrung finden.