Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frieden als zentraler Bildungsauftrag
Erster Friedenskongress an der Pädagogischen Hochschule Weingarten stößt auf großes Interesse
WEINGARTEN (sz) - „Frieden ist nicht selbstverständlich, sondern eine ständige Herausforderung.“Das sind die Worte von Werner Knapp, Rektor der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH), beim ersten Friedenskongress an derHochschule aufdemMartinsberg gewesen. In Anlehnung an das Mahatma Gandhi-Motto „Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen“, hatten das PH-Forschungszentrum für Erwachsenenbildung, der Arbeitskreis Frieden, die Evangelische und Katholische Hochschulgemeinde Weingarten sowie verschiedene Bürger-Initiativen der Region zum Austausch über das Thema „Frieden zwischen Pädagogik und Zivilgesellschaft“eingeladen.
Frieden zu schaffen und zu erhalten, so Rektor Knapp , sei eine wichtige Aufgabe der Schulbildung und daher auch zentrales Thema an der PH. In der Geschichte Europas habe es noch nie eine so lange Friedensphase wie in den vergangenen 70 Jahren gegeben, gab Oberbürgermeister Markus Ewald zu bedenken. Frieden sei nicht selbstverständlich – dies vergäßen manche allzu leicht, weil sie Krieg nicht persönlich erlebt hätten. Auch der innere Frieden eines Landes müsse kontinuierlich erarbeitet werden. „Wir müssen unsere demokratischen WWerte immer wieder aufs Neue üben“, so OB Ewald.
Jeder einzelne sei gefordert, mutig für Frieden und Gewaltlosigkeit einzustehen, betonte Clea Roth vom Arbeitskreis Frieden. Der Arbeitskreis sei 2012 an der PH ins Leben gerufen worden, jetzt gelte es, die Absichtserklärung mit Leben zu füllen. „Initiative zeigen und handeln“, appellierte sie an die Kongressteilnehmer. Für eine aktive Friedensarbeit seien pädagogische Professionalität und eine intensive Bil- dungsarbeit genauso wichtig wie zivilgesellschaftliches Engagement. „Freiheit ist für mich auch, wenn ich trotz aller Unsicherheiten meinen eigenen Platz in der Welt gefunden habe“, so Clea Roth.
„Militanz der Menschlichkeit“
Die PH Weingarten habe sich in der Präambel ihrer Grundordnung vom Oktober 2014 zum Frieden bekannt, berichtete Gregor Lang-Wojtasik, der Mitglied im PH-Arbeitskreis Frieden ist und den Friedenskongress federführend organisierte, in seinem Impulsvortrag „Mensch sein und trotzdem gewaltfrei handeln? – Frieden schaffen“. Der bildungswissenschaftliche Auftrag der Hochschule diene der Förderung von Demokratie und Nachhaltigkeit in Frieden. „Wir müssen die Menschlichkeit des Menschen ernst nehmen und einfordern“, sagte Lang-Wojtasik. Trotz Gewalt und Kriegen allerorten gebe es auch dort Frieden, wo der Mensch nicht als Aggressor, sondern als Friedenstifter agiere, warb er für gewaltfreies Handeln. Mit Bezug zu einer aktuellen USamerikanischen Studie wies er darauf hin, dass der Erfolg gewaltfreier Aktionen zweimal so groß sei wie bei gewaltsamen Aufständen. Gerade in Zeiten von Kriegen und Katastrophen komme daher der Bildungsarbeit zur Stärkung gewaltfreier Konfliktlösungen eine zentrale Bedeutung zu, betonte Lang-Wojtasik und mahnte eine Kultur des Friedens als Auftrag zur Gewaltfreiheit sowie eine „Militanz der Menschlichkeit“für den Weltfrieden an.
Bei einem den Kongress begleitenden Markt der Möglichkeiten präsentierten sich nationale und internationale Organisationen – darunter Amnesty International, Unicef, DGB, Ver.di, Deutsche Friedensgesellschaft,WW Pax Christi –, aber auch regionale Initiativen wie die Friedensregion Bodensee, die Blaue Blume Friedrichshafen oder die Friedensräume Lindau. Großen Zuspruch erfuhr das kulturelle Rahmenprogramm: Alexa Becker und die Tanzgruppe aus dem Fach Sport begeisterten mit ihrer Tanzperformance „In and out“und die Bigband der Hochschulen Weingarten sorgte für einen musikalischen Kongressausklang.