Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
LKA-Vortrag: Hohe Dunkelziffer bei Cyber-Angriffen auf Unternehmen
Cyber-Kriminalität wird angesichts der zunehmenden Digitalisierung eine immer größere Herausforderung
WEINGARTEN (sz) - Immer mehr Unternehmen sind den oft schwer zu erfassenden Gefahren der CyberKriminalität ausgesetzt. Deshalb veranstaltete die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) einen Kongress zur IT-Sicherheit mit 100 Teilnehmern und lud Stefan Reinhard, Leiter der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime beim Landeskriminalamt BadenWürttemberg (LKA), ein.
Auf den ersten Blick erscheinen die Cybercrime-Fallzahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik seit Jahren weitgehend konstant, wie die IHK in einer Pressemitteilung schreibt. Doch das täusche: Die Fälle, bei denen die Angreifer unbekannt sind oder aus dem Ausland agieren, werden in der Statisik gar nicht erst erfasst, hieß es in dem Vortrag. Betrachtet man diesen Bereich genauer, so sieht man seit Jahren kontinuierlich ansteigende Fallzahlen.
Das LKA betreibt daher eine Zentrale Ansprechstelle Cybercrime, an die sich insbesondere von Cyber-Angriffen betroffene Unternehmen wenden können. „Unternehmen können nach einem Angriff häufig gar nicht feststellen, ob dieser einen kriminellen oder gar einen nachrichtendienstlichen Hintergrund hat. Das LKA kann auf ein bundesweites Netzwerk zugreifen und die Unternehmen – natürlich mit der gebotenen Vertraulichkeit – unterstützen“, erklärt Reinhard. Als wichtige Präventionsmaßnahme sieht er die Sensibilisierung von Mitarbeitern: „In Kombination mit regelmäßigen Sicherheitsupdates der Firmen-Software schließt man damit einen Großteil der für Angreifer attraktiven Lücken.“
Die hohe Aktualität des Themas IT-Sicherheit machten auch weitere Vorträge beim IHK-Kongress deutlich. Professor Tobias Eggendorfer von der Hochschule RavensburgWeingarten stellte Angriffsszenarien im Internet der Dinge vor. Er riet Unternehmen, schon im frühen Stadium von Forschung und Entwicklung einen Fokus auf IT-Sicherheit zu legen. Der Ravensburger Rechtsanwalt Florian Deusch erläuterte praktische Fallstricke der IT-Compliance. So wies er unter anderem darauf hin, dass auch zu jeder Firmen-Website ein angemessenes Sicherheitskonzept dokumentiert werden sollte. Zudem demonstrierte die IHK anhand einer präparierten Excel-Datei, wie einfach die Einschleusung von Schadsoftware über infizierte EMail-Anhänge trotz üblicher Sicherheitsmaßnahmen sein kann.