Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wangener Oberbürgermeister schlägt Hospiz Alternativen vor
Diskussion um fünftes Obergeschoss im Krankenhaus – Hospizleiterin Annegret Kneer will um Standort kämpfen
WANGEN - In die Frage, ob das Wangener Hospiz dauerhaft im fünften Obergeschoss des Krankenhauses bleibt, hat sich Oberbürgermeister Michael Lang eingeschaltet. Er habe dessen Leiterin Annegret Kneer dieser Tage bei persönlichen Besuchen in der Einrichtung Vorschläge für Alternativ-Standorte in Wangen gemacht, sagte Lang auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Unterdessen will Kneer um einen Verbleib dort kämpfen: „Die Nähe zum Krankenhaus hat so viele Vorteile – das kann man anderswo nicht erreichen.“
Kneer begründete dies zum einen mit dem räumlichen Anschluss an die medizinischen Abteilungen der Klinik, aber auch mit dadurch oft nicht notwendigen schmerzhaften Transporten Schwerstkranker oder Sterbender. Sie verwies bei der Hauptversammlung des Hospizvereins Calendula am Dienstagabend überdies auf die Atmosphäre, die das fünfte Obergeschoss mit der Bergsicht biete. Kämpferisch fügte sie an: „Die Station hat uns der Himmel geschenkt, wir lassen sie uns nicht so einfach nehmen.“
Die Hospizleiterin und wiedergewählte Vorsitzende von Calendula SonderveröffentlichungndeSon griff damit die in der vergangenen Woche öffentlich gewordene Diskussion um das fünfte Obergeschoss auf. Da war bekannt geworden, dass das Hospiz einen Antrag auf komplette Nutzung des Stockwerks gestellt hat. Zugleich hatte die Oberschwabenklinik (OSK) eigenes Interesse an den dortigen Räumen bekundet, möglicherweise für die Einrichtung einer Wahlleistungsstation. Der Mietvertrag des Hospizes für die Etage läuft im Oktober 2017 aus.
OB Michael Lang bekannte sich am Mittwoch mit klaren Worten zu einem Verbleib des Hospizes in Wangen. Den Verlust der Einrichtung „dürfen wir auf keinen Fall riskieren“. Zur Standortfrage erklärte er aber: „Ich habe Frau Kneer mögliche Vorschläge unterbreitet, welche Alternativen es gibt.“
Lang: „Ich habe da gute Ideen“Dabei muss der Rathauschef die Interessen des Hospizes und der OSK gleichermaßen im Blick haben. Denn über die Hospitalstiftung zum Heiligen Geist ist die Stadt zu 25 Prozent an der Einrichtung für Sterbenskranke beteiligt (die übrigen 75 Prozent der gemeinnützigen GmbH hält Calendula). Zudem sitzt er im Kreistag und ist seit der Kommunalwahl 2014 auch im Aufsichtsrat der OSK. Welche Vorschläge Lang Kneer gemacht hat, darüber gab er am Mittwoch keine Auskunft. Nur so viel: „Ich habe da gute Ideen. Das Hospiz ist eine segensreiche und wichtige Einrichtung für Wangen. Es ist großartig, was dort geleistet wird, und es wäre eine Sünde, sich darum nicht zu kümmern.“Entsprechende Gespräche habe er nicht nur mit Kneer, sondern auch mit anderen Stellen geführt.
Langs Vorschläge zu einem Hospiz-Umzug sind auch auf die Situation des Wangener Krankenhauses zurückzuführen. Nach den Schließungen der Häuser in Leutkirch ist es der einzige Standort des Klinikums Westallgäu und hat deshalb steigenden Betten- und Raumbedarf. Allerdings ist es nach wie vor größter Verlustbringer der OSK. Deshalb begrüßt der OB „jede Maßnahme, die dazu dient, dass sich das Krankenhaus entwickelt“. Auch wirtschaftlich, denn die OSK befinde sich in einem harten Wettbewerb. Das Krankenhaus müsse abgesichert werden. Und dies diene den Wangenern.
Wie es bei der Standortdiskussion weitergeht, ist aktuell offen. Lang erklärte, dass er jetzt auf eine Reaktion der Hospizleitung zu seinen Vorschlägen wartet.