Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unternehme­nsverbände sprechen Wolf Kompetenz ab

Sie wollen den CDU-Politiker nicht als Wirtschaft­sminister – Gegenwind auch von Parteikoll­egen

- Von Kara Ballarin und lsw

STUTTGART - Die baden-württember­gischen Wirtschaft­sverbände haben sich klar gegen Guido Wolf als Wirtschaft­sminister positionie­rt. So sagte etwa Südwestmet­all-Chef Stefan Wolf am Freitag: „Ich halte Herrn Guido Wolf mit seiner großen Verwaltung­serfahrung und seiner Ausbildung als Jurist für absolut ministrabe­l, würde seine Stärken aber eher in anderen Bereichen wie etwa Justiz gut aufgehoben sehen.“Und Mathias Kammüller, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Maschinenb­auverbands VDMA, ergänzt, er wünsche sich ei- nen Wirtschaft­sminister, der „viel Erfahrung damit hat, wie freie Wirtschaft funktionie­rt“.

Nach der letzten Koalitions­runde zwischen Grünen und CDU am Sonntagabe­nd wurde öffentlich, dass das Wirtschaft­sministeri­um von den Finanzen getrennt und durch die Bereiche Arbeit und Wohnungsba­u aufgestock­t wird. Als klar war, dass dieses Ressort an die CDU geht, galt Wolf dem Vernehmen nach als Wirtschaft­sminister gesetzt. Dass diese Personale nicht zum Posten passe, betont nicht nur die Wirtschaft, sondern war Thema bei einer CDU-Präsidiums­sitzung am Mittwochab­end. „Es wurden erhebliche Bedenken geäußert“, heißt es von einem Mitglied des Landesvors­tands. „Nach dem Mittwochab­end hätte er für sich sagen müssen: Das Thema hat sich erledigt.“Doch Wolf schweigt – öffentlich und intern gleicherma­ßen.

Bekommt Wolf das Wirtschaft­sministeri­um nicht, hat er zwei Alternativ­en. Der designiert­e Vize-Ministerpr­äsident und CDU-Chefunterh­ändler Thomas Strobl soll Wolf als Justizmini­ster im Auge haben. Den Posten wolle Wolf aber aus zwei Gründen nicht, wie es heißt. Wolf soll es für zu unbedeuten­d halten. Zudem wäre es ein Gesichtsve­rlust, wenn er sich mit dem Justizmini­sterium begnügte.

Bleibt Alternativ­e zwei: Wolf bleibt Fraktionsc­hef. Als solcher hat er sich kurz nach seinem Scheitern als Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl wiederwähl­en lassen. Doch sein Rückhalt in der Fraktion bröckelt wohl zunehmend. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“formt sich ein Lager gegen Wolf, das darauf pocht, kommende Woche den ganzen Vorstand – also auch noch mal den Vorsitzend­en – zu wählen. Der ehemalige Finanzmini­ster Willi Stächele soll eine Kampfkandi­datur gegen Wolf planen.

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