Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aufräumer
Innerhalb von sechs Monaten will Rodrigo Duterte die Philippinen von Drogen, Kriminalität und Korruption befreien. Wenn die Wähler ihn am Montag zum Präsidenten machen, will der langjährige Bürgermeister der südphilippinischen Stadt Davao mit aller Härte durchgreifen. Der 71- Jährige, der zuletzt in den Umfragen vorne lag, sieht sich als Rächer im Einsatz für Recht und Ordnung. Das hat ihm den Namen „ Punisher“eingebracht.
Schon jetzt ist Duterte berüchtigt für seine Unerbittlichkeit gegen mutmaßliche Verbrecher. Er befürwortet den Einsatz von Todesschwadronen – während seiner Amtsführung in Davao sollen solche Gruppen mehr als 1000 Menschen auf dem Gewissen haben. Duterte hat angekündigt, im Falle seines Wahlsiegs 100 000 Kriminelle hinrichten zu lassen. Auch sonst tritt er laut, ungebremst und in Macho- Manier auf. Zuletzt machte er derbe Witze über ein Vergewaltigungsopfer.
Neben Duterte konkurrieren am 9. Mai vier weitere Kandidaten ums Präsidentenamt der mehrheitlich katholischen Philippinen. Zu ihnen gehört die politisch relativ unerfahrene Senatorin Grace Poe. Zur Wahl stellen sich zudem der jetzige Vizepräsident Jejomar Binay, dem Korruption vorgeworfen wird, sowie Mar Roxas, unter dem scheidenden Präsidenten Benigno Aquino zuletzt Innenminister. Die fünfte Kandidatin, Senatorin Miriam Defensor Santiago, bildet das Schlusslicht.
Analysten begründen die Unterstützung für Duterte mit der Enttäuschung über die seit 2010 amtierende Aquino- Regierung und weite Teile der politischen Elite. Auch wenn das Inselreich in den letzten Jahren Wachstumsraten zwischen sechs und sieben Prozent verzeichnete, lebt mehr als ein Viertel der über 100 Millionen Philippiner unter der Armutsgrenze. Sollte Duterte 30 Jahre nach dem Sturz von Diktator Marcos Präsident werden, könnte das Land schlimmstenfalls wieder in die Diktatur abgleiten, befürchten Kritiker. ( epd)