Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur nicht vergessen
Tagung in Erfurt über die Zukunft der Museen
ERFURT (dpa) - In Erfurt beschäftigt sich eine Tagung mit Museen als „Ankerpunkten“in der Region. Der Deutsche Museumsbund hat an Länder und Kommunen appelliert, Kultur mehr wertzuschätzen und nicht vorrangig unter wirtschaftlichen Aspekten zu bewerten. Denn Museen, Heimatfeste oder Chöre erfüllten in Dörfern und kleinen Städten, wo Tante-Emma-Laden, Post und andere Einrichtungen weggebrochen seien, zunehmend eine „Doppelfunktion“. Für Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums Karlsruhe und Präsident des Deutschen Museumsbundes, sind Museen nicht nur Bildungs- und Erlebnisorte, sondern auch soziale Treffpunkte.
Ankerpunkt in der Region Unter dem Titel „Der Knoten im Netz – Museen als Ankerpunkt in der Region“will der Deutsche Museumsbund deshalb auf seiner Jahrestagung über neue Ideen und Wege der Zusammenarbeit diskutieren. Etwa 400 Teilnehmer wollen von Sonntag bis Mittwoch in Erfurt auf Exkursionen, bei Vorträgen und in Arbeitsgruppen die Rolle der Museen ausloten. Wichtig seien Netzwerke.
Als Beispiel nannte Köhne die Kooperation zwischen Frankreich, der Schweiz sowie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Alle zwei bis drei Jahre würden sich dort kleinere Museen zusammenschließen, um Ausstellungen zu einem Thema aus verschiedenen Sichten anzubieten. Das letzte Projekt habe sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges befasst. Auch die Thüringer Landesregierung fördere derartige Themenprojekte.
Die politische Diskussion müsse deshalb dahin gehen: Was kann man leisten, was will und was will man nicht? Sonst bestehe die Gefahr, dass Kultur nur an wirtschaftlichen Vorgaben gemessen werde und am unteren Ende bei Haushaltsberatungen lande, warnte Köhne. Politik sollte so ausgewogen sein, dass sie ein gesellschaftliches Umfeld schaffe, in dem sich alle wohlfühlen. Dazu gehöre auch die Kultur mit Museen und Theatern, auch wenn diese nicht für alle Menschen die gleiche Bedeutung hätten.