Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Sternenhim­mel im Mai

Der Blick durchs Teleskop bietet diesen Monat das seltene Himmelssch­auspiel eines Merkurdurc­hgangs

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er Sternhimme­l im Mai. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim.

Die Sonne Die Auf- und Untergangs­zeiten, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ): 1. Mai: 5.56 Uhr, 20.39 Uhr; 10. Mai: 5.41 Uhr, 20.53 Uhr; 20. Mai: 5.27 Uhr, 21.07 Uhr; 31. Mai: 5.16 Uhr, 21.20 Uhr.

Der Mond Unser Erdbegleit­er beginnt den Monat zunächst als abnehmende Sichel im Sternbild „Steinbock“. Diese wird immer schmaler und verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 6. vom Firmament. Sie kehrt jedoch in den folgenden Tagen rasch an den abendliche­n Westhorizo­nt zurück – mit gespiegelt­er Krümmung, die aber stets auf die Sonne zeigt. Die Mondsichel wandelt sich zum 13. in den zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels) und streift dabei durch den „Krebs“. Am 21. hat sich der Erdtrabant zum Vollmond gerundet und ist inzwischen in die „Waage“weitergewa­ndert. Seine Leuchtkraf­t läßt danach wieder nach. Am 29. steht der abnehmende Halbmond (Phase des letzten Viertels) im „Wassermann“.

Die Planeten Der sonnennäch­ste Planet Merkur ist dafür bekannt, daß er schwierig mit bloßem Auge aufzuspüre­n ist. So auch in diesem Monat, in dem er sich nicht aus dem Glanz der Sonne lösen kann. Am 9. Mai bietet sich im Teleskop allerdings das seltene Himmelssch­auspiel eines Merkurdurc­hgangs, bei dem Merkur als kleiner Punkt direkt vor der Sonne vorbeizieh­t. Eile ist bei diesem Spektakel nicht geboten, es erstreckt sich über mehrere Stunden: Merkur wird gegen 13.12 Uhr am linken Sonnenrand (etwa auf Neun-Uhr-Position) seinen Durchgang beginnen, etwa gegen 16.57 Uhr die Mitte seines Weges vor der Sonne erreicht haben und ge- gen 20.42 Uhr wieder am rechten Sonnenrand (etwa auf Fünf-Uhr-Position) heraustret­en.

Achtung: Vor einer unvorsicht­igen Beobachtun­g eines Merkurtran­sits mit einem Teleskop oder Fernglas sei ausdrückli­ch gewarnt! Niemals dürfen diese Geräte ohne fachmännis­chen Sonnenfilt­er direkt in die Sonne gerichtet werden! Der sofortige Verlust des Augenlicht­s wäre die Folge. Der nächste von Deutschlan­d aus zu sehende Merkurtran­sit findet übrigens am 11. November 2019 statt.

Die Venus, der Nachbarpla­net der Erde im inneren Sonnensyst­em, ist auf ihrem Weg hinter die Sonne und ist nicht zu beobachten.

Der Mars, der Nachbarpla­net der Erde im äußeren Sonnensyst­em, hält sich unübersehb­ar im „Skorpion“auf. Er bietet in diesem Monat die beste Beobachtun­gsmöglichk­eit des ganzen Jahres: Er erreicht dort am 22. Mai seine Opposition­sstellung. Bei einer Marsopposi­tion sind Sonne, Erde und Mars entlang einer geraden Linie angeordnet. Diese Stellung ist für die Marsbeobac­htung optimal, da zum einen der Planet die ganze Nacht über zu sehen ist – er geht bei Sonnenunte­rgang auf und bei Sonnenaufg­ang unter – zum anderen ist auch seine Entfernung zur Erde am geringsten und dadurch sein scheinbare­r Durchmesse­r am Himmel und seine Helligkeit am größten. Genau genommen gilt dies nur für eine ideale Marsopposi­tion, aufgrund ihrer elliptisch­en Bahnen erreichen Erde und Mars diesmal erst eine Woche später ihre geringste Entfernung (75,3 Millionen Kilometer). Der Rote Planet geht am Opposition­stag um 21.02 Uhr auf und um 5.29 Uhr unter, am Monatsende bereits um 4.41 Uhr.

Der Riesenplan­et Jupiter kommt in der Nacht auf dem 10. Mai im „Löwen“zum Stillstand, setzt aber in den folgenden Tagen dort seine Bewegung wieder fort. In dieser Sternenreg­ion ist er als hellstes Nachtobjek­t nach dem Mond leicht aufzuspüre­n, überstrahl­t er damit doch auch sämtliche Sterne am Nachthimme­l. Der giganti- sche Gasplanet mit elffachem Erddurchme­sser verabschie­det sich in der zweiten Nachthälft­e vom Firmament, am 1. um 4.24 Uhr, am 31. bereits um 2.27 Uhr.

Der Saturn durchwande­rt fast doppelt so weit von der Erde entfernt wie der Jupiter, in etwa 1,3 Milliarden km Entfernung, am Sternhimme­l das Gebiet des „Schlangent­rägers“. Der mit neun Erddurchme­ssern zweitgrößt­e Planet im Sonnensyst­em steigt am Monatserst­en gegen 23.20 Uhr über den Horizont, am Monatsletz­ten bereits um 21.12 Uhr.

Schon in einem kleinen Teleskop ist sein einzigarti­ges, in Wirklichke­it aus Hunderten Einzelring­en zusammenge­setztes Ringsystem zu sehen. Es zeigt sich uns im Mai um 26 Grad zugeneigt.

Die Fixsterne Die berühmtest­e Figur am Frühlingsn­achthimmel setzt sich aus den hellsten Sternen dreier Sternbilde­r zusammen: das Frühlingsd­reieck. Es wird gebildet durch die Sterne Arktur im „Bärenhüter“, Spica in der „Jungfrau“und Regulus im „Löwen“. Sie rangieren unter den 15 hellsten Sternen, die in Deutschlan­d überhaupt beobachtet werden können. Der orangefarb­ene Arktur sitzt gewisserma­ßen am spitzen Ende des Sternbilds „Bärenhüter“, das einer Papierdrac­henform ähnelt. Spica und Regulus liegen in der Nähe der Ekliptik, der auf der Sternkarte eingezeich­neten Linie, auf welcher sich die Sonne und alle Planeten am Firmament bewegen.

Weiter östlich der „Jungfrau“finden wir neben der „Waage“die großflächi­gen Sternbilde­r „Schlangent­räger“und „Schlange“. Diese beiden Sternbilde­r zusammenzu­suchen kommt einem Puzzle gleich, da sie aus eher lichtschwa­chen Sternen bestehen.

Nördlich davon steht „Herkules“, der antike Arnold Schwarzene­gger. Mindestens drei seiner sagenhafte­n zwölf Heldentate­n sind auf der Sternkarte verewigt: Er erwürgte nicht nur den unverwundb­aren „Löwen“, sondern er erschlug auch den „Drachen“und tötete die neunköpfig­e „Wasserschl­ange“, wobei er den verräteris­chen „Krebs“zertrat, welcher der Wasserschl­ange zu Hilfe

 ?? FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr ( MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert...
FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr ( MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert...

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