Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Servus Kuba: Bayerische Volksmusik trifft karibische Rhythmen
Die „Cuba Boarischen“üben musikalische Völkerverständigung
RAVENSBURG - Bevor das Konzert richtig losgeht, dürfen die Zuschauer im mittelprächtig gefüllten Konzerthaus ein paar Videosequenzen bestaunen, in denen die „Cuba Boarischen“auf der namensgebenden Insel Urlaub machen und vor allem spielen. Dann marschiert der oberbayerische Achter auf die Bühne, von hinten durch den Saal mit diversen Blasinstrumenten. „Heiße Rhythmen, boarische Polka – Servus und Griaß Gott beinand!“Gleich mal klären, was die Zuschauer zu erwarten haben von einer Band, die eine musikalische Nische nicht nur besetzt, sondern sogar erfunden hat: die Kombination bayerischer Volksmusik mit den Rhythmen der Karibikinsel.
Die „Cuba Boarischen“spielen alles: Walzer und Polka, Rumba und Bolero - nacheinander und miteinander. Selbstverständlich beherrschen sie die bayerische Tradition, wie im „100er-Galopp“. Sie beherrschen aber neben Trompete, Tuba und diatonischer Harmonika auch Bongos, Baby-Bass und Tres Cubano: Die speziell umgebaute und umgestimmte Gitarre ist für den kubanischen Sound charakteristisch.
„Achtung, Achtung! Unsere Kubaner wollen wir recht herzlich begrüßen: Servus Kuba!“Obendrein haben sie nämlich das „Quarteto Nueva Imagen“dabei. Je zwei Damen und Herren bringen noch ein bisserl mehr Authentizität in das ohnehin originelle Treiben der Bayern. Da wird munter mit Blasmusik und Bolero jongliert, jazzige Soli zeugen von der instrumentellen Meisterschaft der Musiker aus Vagen bei Bad Aibling, teils Profis und teils Amateure mit viel Herzblut.
Seit über zehn Jahren sind sie mit ihrer Melange unterwegs und sind in der Szene mittlerweile etabliert. Das war nicht immer so: „Das haben viele nicht verstanden, als wir angefangen haben. Wir spielten dort drüben im Eck, und manche Musiker aus der Blaskapelle, mit der ein paar von uns am letzten Wochenende noch zusammen musiziert hatten, schüttelten den Kopf über unsere Musik und haben das komplett abgelehnt“, erzählt Tres-Spieler Sepp Rottmayr eine Woche zuvor in einer spanischen Kneipe in Bad Aibling. „Inzwischen geht’s besser, die Leute werden offener.“Mehrere Reisen nach Kuba, an denen auch Fans teilnehmen konnten, schweißten Band und Publikum zusammen, durchaus abenteuerlich war das anfangs.
Auf der letzten hatten sie sogar die Ehre, mit der großen Omara Portuondo zu spielen. Sie ist die letzte Überlebende aus dem „Buena Vista Social Club“-Film, der Kuba vor 20 Jahren schlagartig in die Herzen europäischer Musikliebhaber katapultierte. Dorthin spielen sie sich auch in Ravensburg, wenn auch nicht ganz ohne Klischees und „Hiatamadl“. Aber dafür gibt’s das wundervolle „Rehragout“in einem Konzert, das bayerische Gemütlichkeit mit kubanischer Lebensfreude feurig und charmant zusammenbringt.