Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Flotte Familienkutsche
Motor, Fahrwerk, Platz sowie Ausstattung überzeugen im neuen Ford Galaxy
s soll Zeitgenossen bei anderen großen Medien geben, die nörgeln über ein zu lautes Gebläse, weil der Motor deswegen nicht mehr zu hören sei. Andere nutzen das angenehme Geräuschniveau und den Riesenplatz im Innenraum des Familien-Vans, um ihren Kindern zu erklären, wie das Echo rund um den Bürgermeister von Wesel entsteht. Alles ist eben Ansichts- beziehungsweise Gehörsache. Aber dieser Ford Galaxy ist einfach so gut gedämmt, dass das Fahren über Landstraßen oder Autobahnen mit ihm eine wahre Freude ist.
Wir steuerten den angenehmen 180-PS-Diesel, der dezent immer zu hören ist, dabei aber nie stört. Das Gebläse tut dabei tatsächlich sein Übriges, aber so laut ist es nun wirklich nicht. Nur maximal aufgedreht erinnert es ein wenig an den Fön im heimischen Badezimmer.
Doch bleiben wir beim Motor. Mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm ist der 1,8-Tonner gewiss keine Rakete, dennoch aber mehr als ausreichend motorisiert. Auch jenseits der 130-km/ h-Richtgeschwin- Daten und Preise Motor und Getriebe: Reihen- Vierzylinder- Turbodiesel, 1997 ccm Hubraum, 180 PS, max. Drehmoment 400 Nm bei 2000 bis 2500 U/ min, Sechsgang- Schaltgetriebe, Vorderradantrieb Fahrleistungen: 0 auf 100 km/ h in 9,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 208 km/ h Verbrauch: 5,0 l kombiniert ( Werksangabe), mindestens 6,4 l im SZ- Test CO2 - Ausstoß: 129 g/ km, Euro 6 Gewicht: 1756 kg, zul. Gesamtgewicht 2595 kg digkeit zieht der Ford - auch dank eines gut abgestuften 6-Gang-Getriebes - zügig hoch, wird nie zum Verkehrshindernis und garantiert so stressfreies Reisen. Wer allerdings ein mittelgroßes Wunder an der Zapfsäule erwartet, wird enttäuscht. Denn wie von anderen Herstellern gewohnt, gibt auch Ford Verbrauchswerte an, die mit der Realität wenig zu tun haben. Wie ein Durchschnittsverbrauch von fünf Litern erzielt werden kann, das mögen die Kölner Techniker oder neutrale Fahrtrainer doch wirklich einmal im Alltag demonstrieren. Wir brauchten - ganz verhalten, das Gaspedal nur sachte streichelnd - mindestens 6,4 Liter. Wer hingegen fleißig durchschaltet und den Wagen zügig bewegt, kommt nicht unter acht Liter, was allerdings für ein Auto dieser Größenordnung grundsätzlich akzeptabel ist. Abmessungen: 4,85 m lang, 2,14 m breit, 1,75 m hoch Versicherung: HP19 / TK26 / VK23 Laderaum: 200 l bei voller Bestuhlung für sieben Personen, erweiterbar auf bis zu 2339 l Grundpreis: 40 260 Euro in der höchsten Ausstattungsvariante Titanium, SZ- Testwagen mit Sonderausstattung ( u. a. Toter- Winkel- Assistent, Pre- Collision- Assist, Navigationssystem, interaktives Fahrwerksystem) 53 455 Euro Der Autor fuhr den von Ford zur Verfügung gestellten Testwagen zwei Wochen lang.
Wenn wir schon einmal beim Nörgeln sind: Ähnlich wie im Mondeo oder C-Max, könnte die Bedienung des Galaxy einfacher sein. Der recht komplizierte Touchscreen ist so eingebaut, dass bei Sonneneinfall – und den soll es ja hierzulande recht häufig geben – außer den eigenen Fingerabdrücken wenig zu erkennen ist. Gewöhnungsbedürftig auch die kleinen Schalter etwa für den Heckscheibenwischer oder die Lenkradtasten. Synonyme wurden für deren Haptik gesucht: „pfriemelig“oder „fummelig“waren noch die am besten passenden Treffer beim Googeln.
Das war es dann aber auch mit der Kritik, denn die neueste Generation der Familienkutsche ist ansonsten durchweg gelungen. Zu gefallen wissen die gut ansprechenden Bremsen und das Fahrverhalten im Allgemeinen. Der Siebensitzer lenkt prima ein, schaukelt selbst in engen Kurven nicht auf und liegt souverän auf der Straße. Die Rücksitze lassen sich ein-
Durchschnittsverbrauch weicht erheblich von Werksangabe ab, gewöhnungsbedürftige Bedienung
fach umklappen und ermöglichen so einen Laderaum von über 2300 Litern. Fünf – auch großgewachsene - Personen können bequem Platz nehmen. In der dritten Reihe finden bei sieben Fahrgästen nur Kinder ihr Revier.
Insgesamt ist der Galaxy ausgesprochen variabel und funktional. Mehr als 800 Kilo Zuladung bedeuten auch für die Urlaubsreise ein hohes Maß an Flexibilität. Debattiert wurde darüber, ob der Ford auch eine praktische Schiebetür wie sein Konkurrent VW Sharan braucht oder nicht. Der Testwagen war dafür vollständig ausgerüstet, und dank feiner Ledersitze gefiel auch die Qualitätsanmutung. Die Verarbeitung ist ohnehin einwandfrei.
Etliche Assistenzsysteme wurden eingebaut, die je nach Mentalität des Fahrers als sinnvoll oder nicht angesehen werden können. Das automatische Einparken ist so etwas: Der eine mag es, der andere sieht darin einen ersten und ernsten Fall von Entmündigung. Der Pre-Collision-Assist ist hingegen für alle empfehlenswert. Er warnt vor zu dichtem Auffahren und bremst selbstständig, wenn der Fahrer die Unfallgefahr nicht erkennt. Bestens die adaptiven LED-Scheinwerfer, deren Lichtkegel dem Kurvenverlauf folgen und die automatisch bei Gegenverkehr abblenden. Wer mit seinem iPhone und Siri spielt, der amüsiert sich auch mit der Sprachbedienung des Fords.
Quintessenz: Für den Preis eines mittelmäßig ausgestatteten SUVs eines sogenannten Premium-Herstellers können sich Familienväter mit dem Ford Galaxy ein stattliches Auto zulegen, das keine größeren Schwächen aufweist und mit Motor, Fahrwerk, Platz sowie Ausstattung überzeugt. Das Preis-Leistungsverhältnis jedenfalls stimmt.