Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das private Umfeld ist gefragt

- Von Andreas Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Ein Auto ist ein gefährlich­es Ding. Schwer und schnell. Wer sein Auto nicht unter Kontrolle hat, gefährdet Leib und Leben – das eigene und das von anderen. Deshalb tut ein jeder Fahrer gut daran, sich regelmäßig selbst daran zu erinnern, welch große Verantwort­ung er für sich und seine Mitmensche­n trägt, sobald der Motor läuft. Besonders aber gilt das für ältere Autofahrer. Und für jüngere.

Sind 18- bis 24-Jährige in Unfälle verwickelt, dann sind sie meist auch schuld. Eine Hochrisiko­gruppe nennt man das. Gleiches gilt aber auch für Senioren am Steuer: Wenn Autofahrer im Alter von mehr als 75 Jahren einen Unfall haben, sind sie in drei von vier Fällen auch die Verursache­r. Wenn ein Unfall dann so spektakulä­r und folgenreic­h ist wie der von Bad Säckingen, wird regelmäßig diskutiert, ob ältere Fahrer nicht wie auch immer gearteten Tests unterzogen werden müssten, um solche schlimmen Unglücke in Zukunft zu verhindern. Eine radikale Minderheit fordert gar, dass der Führersche­in ab einem bestimmten Alter eingezogen werden soll. Das ist – natürlich – grober Unfug.

Falsch ist es aber auch, so zu tun, als gäbe es eine tendenziel­l nachlassen­de Leistungs- und Reaktionsf­ähigkeit im Straßenver­kehr im Alter nicht. Studien belegen das eindeutig. Weil es dabei aber natürlich große individuel­le Unterschie­de gibt, ist ein flächendec­kender und verpflicht­ender Test für autofahren­de Senioren per Gesetz in der Tat nicht sehr sinnvoll.

Hier ist nicht der Staat gefragt, hier ist vielmehr das private Umfeld am Zug. Familie und Freunde wissen es in der Regel eher und besser, wenn jemand nicht mehr selbst fahren sollte. Das müssen sie dem Betroffene­n dann aber auch sagen – auch wenn ein solches Gespräch unangenehm ist. Das Auto sichert gerade älteren Menschen in ländlichen Regionen Mobilität, für die Nachkriegs­generation ist das eigene Auto ein Statussymb­ol. Darauf zu verzichten fällt schwer – und kann doch das einzig Richtige sein. Dafür müssen Familien und Freundeskr­eise auch einmal streiten.

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