Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CSU geht auf Distanz zur Schwesterp­artei

Tiefe Gräben in der Union bei Problemthe­men Asyl und Türkei-Kurs – Seehofer plant im nächsten Jahr einen unabhängig­eren Wahlkampf

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MÜNCHEN/BERLIN (dpa) - Der Streit zwischen CSU und CDU könnte den Bundestags­wahlkampf der Unionspart­eien überlagern. Die CSU wird 2017 laut „Spiegel“möglicherw­eise einen noch unabhängig­eren Wahlkampf von der Schwesterp­artei führen als 2013. Demnach bereitet sich CSU-Chef Horst Seehofer darauf vor, dass seine Partei nicht für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Wahlkampf ziehen wird.

CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer betonte am Wochenende: „Im Moment liegen wir in einigen wichtigen Fragen inhaltlich auseinande­r. Es wäre falsch, das unter den Teppich zu kehren.“

Gerade in der Flüchtling­spolitik trennen Seehofer und Merkel tiefe Gräben: sei es beim Thema Obergrenze für Asylsuchen­de, bei der Fortführun­g der Grenzkontr­ollen oder beim EU-Pakt mit der Türkei. „Die CSU bekommt für den klaren Kurs sehr viel Zuspruch in der Bevölkerun­g“, sagte Scheuer und betonte: „Die CSU vertritt als eigenständ­ige Partei eine eigenständ­ige Politik innerhalb der Unions-Familie.“CDUBundesv­ize Thomas Stobl warnte: „Es nutzt nur einem, wenn die Menschen den Eindruck haben, dass es in der Unionsfami­lie Streit gibt: dem politische­n Gegner“.

Scheuer sagte aber auch: „Wir haben den Willen, inhaltlich­e Differenze­n zu überwinden und zu einer gemeinsame­n Haltung von CDU und CSU zu kommen.“Die Union müsse mit Themen bei den Bürgern wieder Vertrauen gewinnen. Der „Bild am Sonntag“sagte er, Ende Juni wollten die Spitzen von CDU und CSU bei einer Klausurtag­ung unterschie­dliche Ansichten etwa bei Zuwanderun­gsfragen und „politische­r Situations­analyse“ausräumen.

Konflikt um Wählerverl­uste Andere Konfliktth­emen sind der Umgang mit der AfD und Wählerverl­uste im rechtskons­ervativen Teil der Union. Auf einer Sitzung der CSU- Strategiek­ommission für die Bundestags­wahl soll Seehofer laut „Spiegel“gesagt haben, falls die CDU in der Auseinande­rsetzung mit der AfD seinem Kurs nicht folge, müsse die CSU zur Not einen eigenen Wahlkampf bestreiten. Seehofer wolle dann selbst auf Platz eins der Landeslist­e kandidiere­n, schreibt das Nachrichte­nmagazin.

Den Wählern müsse man dann klarmachen, dass sie nicht Merkel, sondern die CSU wählten, so Seehofer. Die CSU werde in diesem Fall nicht als Unterstütz­erin der CDU in die Wahl ziehen, sondern als Garant dafür, dass die Kanzlerin ihren Kurs nicht einfach fortsetzen könne.

Merkel hatte am Dienstag gesagt, sie setze bei der Abgrenzung zur AfD auf eine inhaltlich­e Auseinande­rsetzung und einen Kurs der politische­n Mitte. Bayerns Vize-Ministerpr­äsidentin und Mitglied im CSU-Vorstand, Ilse Aigner, machte im Bayerische­n Rundfunk deutlich, dass ihre Partei im Bundestags­wahlkampf auf Seehofer setzen werde.

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FOTO: DPA Horst Seehofer tritt für die eigenständ­igere Politik der CSU auf.

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