Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wahlsieger Khan kritisiert „Trump-Stil“der Tories
Labour-Bürgermeister will für alle Londoner da sein
LONDON (AFP) - Frisch vereidigt hat Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan den gesellschaftlichen Zusammenhalt beschworen. Der LabourPolitiker, erster Muslim auf dem Posten, warf den Konservativen am Sonntag vor, mit einer Schmutzkampagne im Wahlkampf die Spaltung der Gesellschaft riskiert zu haben. Die Tories hätten „Donald Trumps Drehbuch“verwendet, schrieb Khan in einem Zeitungsbeitrag in Anspielung auf den republikanischen USPräsidentschaftskandidaten, der mehrfach Minderheiten attackierte.
Khan hatte bei seiner Vereidigung am Samstag angekündigt, Bürgermeister „für alle Londoner“sein zu wollen. Für die Zeremonie brach er mit den Gepflogenheiten und ersetzte den traditionellen Gottesdienst zur Amtseinführung in der Southwark Cathedral durch eine interreligiöse Feier. Er hoffe darauf, dass sein Wahlerfolg junge Menschen, Muslime und Angehörige anderer Minderheiten ermutige, „sich in der Zivilgesellschaft und der Politik zu engagieren“, erklärte der 45-Jährige nach seiner Vereidigung.
Gegen die Furcht gestimmt Der Sohn eines Einwanderers aus Pakistan hatte mit rund 57 Prozent der Stimmen bei der Wahl über den konservativen Gegenkandidaten Zac Goldsmith triumphiert. Bereits in seiner Dankesrede in der Nacht zum Samstag nahm Khan Bezug auf den Wahlkampf, in dem die Tories ihm Sympathien für islamische Extremisten unterstellt hatten. „London hat für die Hoffnung und gegen die Furcht, für die Einheit und gegen die Spaltung gestimmt“, sagte er.
Am Sonntag legte er in einem Gastbeitrag für die Zeitung „The Observer“nach. Die Konservativen hätten durch Verbreitung von „Furcht und Unterstellungen“versucht, „un- terschiedliche ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander aufzubringen“– einiges davon entstamme „dem Drehbuch von Donald Trump“. Zu Khans ersten Gratulanten im sozialen Netzwerk Twitter gehörte Hillary Clinton, de facto Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten und Trump-Widersacherin.
Unterstützung erhielt Khan auch aus den Reihen der Konservativen. Sayeeda Warsi, frühere Tory-Ministerin und wie Khan Kind eines pakistanischstämmigen Busfahrers, begrüßte den Sieg des Labour-Mannes und äußerte sich beschämt über die „entsetzliche“Wahlkampagne, die ihre Partei letztlich „Sieg, Ansehen und Glaubwürdigkeit in Fragen von Rasse und Religion gekostet“habe.
Dagegen rechtfertigte Verteidigungsminister Michael Fallon in der BBC den Wahlkampfkurs, in dem die Tories Khans Tätigkeit als Menschenrechtsanwalt instrumentalisiert hatten. So hatte Khan etwa 2001 den antisemitischen Nation-of-Islam-Führer Louis Farrakhan verteidigt. Und Cameron hatte dem Anwalt vorgeworfen, mehrmals an der Seite des radikalislamischen Predigers Suleiman Ghani aufgetaucht zu sein. Khan hatte sich jedoch stets von deren Ansichten distanziert.