Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
TV-Experte
Es war ein Interview, das aus Frieden Krieg werden ließ. Ein Interview, in dem Ulrich Kienzle den früheren irakischen Diktator Saddam Hussein über dessen Besetzung Kuwaits befragte. Kurze Zeit später brach der zweite Golfkrieg aus. „ Dieses Interview ging um die Welt. Das sind die wenigen Momente, wo man weiß, dass man auf der großen Bühne der Weltpolitik mitspielen kann“, erinnert sich der ehemalige ARD- Korrespondent stolz. Am heutigen Montag wird er 80 Jahre alt.
Mit seiner Frau lebt der Schnauzbartträger in Eltville im Rheingau. Seine Neugier hat er nie verloren. „ Nur dass ich jetzt mehr Zeit habe, um über die Dinge nachzudenken. Die Situation ist wirklich vertrackt“, sagt Kienzle und meint die politische Großlage – vom Nahost- Konflikt bis zu dem Geschehen in BadenWürttemberg. „ Dass die Grünen mal die Mehrheit stellen, war für uns ganz lange unvorstellbar“, meint der gebürtige Schwabe.
Ob daher die Idee für das Bühnenprogramm stammt, an dem er gerade mit drei Freunden arbeitet, verrät er nicht. Ein bisschen ironisch, ein bisschen bösartig soll es den Schwaben an sich hinterfragen, erzählt Kienzle. Gängige Klischees wie die Sparsamkeit seiner Landsleute will er trotzdem nicht pauschal bestätigen. „ Ich selbst bin jedenfalls eher verschwenderisch“, sagt Kienzle und lacht.
Dem deutschen Publikum ist Kienzle durch sein Doppelspiel mit dem 2004 verstorbenen Bodo Hauser in Erinnerung. Beide moderierten das Magazin „ Frontal“im ZDF und stritten über kontroverse Themen vor der Kamera. „ Noch Fragen, Kienzle? Ja, Hauser“wurde zum geflügelten Wort.
Kienzle hat den Journalismus von der Pike auf gelernt. 1963 begann er beim damaligen Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, 1967 wechselte er zum Westdeutschen Rundfunk. Nach seiner Zeit als Korrespondent war er Fernsehchef von Radio Bremen. ( dpa)