Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Autohersteller brauchen Zeit für „freiwilligen“Rückruf
Die deutschen Autobauer arbeiten daran, ihre Abgasreinigung nachzubessern – Von hektischer Betriebsamkeit ist allerdings keine Spur
RÜSSELSHEIM/INGOLSTADT (dpa) - Zwei Wochen nach der vom Kraftfahrbundesamt (KBA) verordneten Nachbesserung von Autos mit auffälligen Abgaswerten laufen die Vorbereitungen bei den Herstellern nur langsam an. In einigen Wochen legen Opel und Porsche als erste los. Andere Hersteller sind in ihren Plänen noch nicht soweit.
Nach der im September angeordneten Abgas-Nachprüfung des KBA sollen nun 630 000 Autos zu einer „freiwilligen Serviceaktion“für ein Softwareupdate in die Werkstatt beordert werden. Die Maßnahme soll die Abgasreinigung verbessern. Für die freiwillige Aktion hagelte es Kritik von Umweltverbänden und aus der Opposition.
Die meisten Autos sind bei Daimler mit 247 000 Mercedes betroffen. Dazu gehören die Einsteigermotoren von A-, B-, CLA-, GLA-Klasse sowie die V-Modelle. Wann es allerdings losgeht, steht noch nicht fest. Die Details würden derzeit mit dem KBA abgestimmt.
Ähnlich weit ist Volkswagen. Der Konzern rüstet freiwillig 194 000 Crafter-Lieferwagen und den Pickup Amarok nach. „Derzeit läuft die Abstimmung mit dem KBA zur geplanten freiwilligen Serviceaktion“, sagte ein Sprecher. Neben der freiwilligen Nachrüstaktion läuft bei Volkswagen parallel der vom KBA verordnete Rückruf im Zuge des Diesel-Skandals.
Nachdem im Januar der Pick-up Amarok noch planmäßig startete, muss der anschließend angesetzte Passat bis heute auf die KBA-Freigabe warten. Der Rückruf für den Golf ist vor Kurzem angelaufen. Die große Masse der weltweit mehr als elf Millionen betroffenen Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern – davon rund 2,5 Millionen in Deutschland – muss aber weiter auf eine Freigabe warten.
Auch das freiwillige Update wird es bei der VW-Tochter Audi einem Sprecher zufolge erst in der zweiten Jahreshälfte geben. Bei den Ingolstädtern sind 65 700 Autos der Modelle Q5, A6, A8 betroffen. Das Update soll dafür sorgen, dass weniger Stickoxide ausgestoßen werden.
Am konkretesten sind die Planungen bei der VW-Tochter Porsche und bei Opel. Bei Porsche geht es Ende Mai. Dann können die Kunden, die einen der 33 000 Macan mit 3.0-Liter-Motor fahren, sich beim Routine- Service ein Softwareupdate aufspielen lassen oder dafür in die Werkstatt fahren. Dann wird auch die Produktion umgestellt, alle neu ausgelieferten Autos bekommen damit die neue Software sofort installiert.
Opel will ebenfalls im Juni damit beginnen, bereits ausgelieferte Euro6-Diesel mit Harnstoff-Kats (AdBlue) in den Modellen Zafira Tourer, Insignia und Cascada neu einzustellen. Angekündigt ist eine SoftwareKalibrierung an rund 90 000 Fahrzeugen. Zu Details der freiwilligen Service-Aktion macht der Hersteller bislang keine weiteren Angaben. Zunächst wolle man die Kunden und dann zeitgleich auch die Öffentlichkeit informieren, sagte ein Sprecher. In der Produktion soll die Umstellung ab August greifen.