Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Metall-Tarifkonflikt in entscheidender Phase
Einigungsversuch in Nordrhein-Westfalen – Noch liegen beide Seiten aber zu weit auseinander
BERLIN/STUTTGART/NEUSS (dpa) - Der Tarifstreit der Metaller tritt in die entscheidende Phase. Gewerkschaft und Arbeitgeber sind willens, den Konflikt um mehr Geld für 3,8 Millionen Beschäftigte der deutschen Kernindustrie noch vor Pfingsten beizulegen. Allerdings dämpfen beide Seiten die Erwartung, dass bereits heute in NordrheinWestfalen ein Kompromiss ausgehandelt werden kann. Die Runde in Neuss ist bundesweit der erste Kontakt, nachdem zuvor in sämtlichen Tarifgebieten die jeweils dritte Verhandlungsrunde ergebnislos beendet worden war.
„Ein Durchbruch am Montag ist nicht wahrscheinlich“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Gesamtmetall, Oliver Zander. Es müsse erkennbar sein, dass alle Beteiligten auf eine Einigung hinarbeiteten. „Das setzt Kompromissfähigkeit auf beiden Seiten voraus.“Die von der IG Metall angekündigte Fortsetzung der Warnstreiks in dieser Woche nannte Zander „reine Kraftmeierei, schließlich steht der nächste Verhandlungstermin doch schon fest“.
Auch der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann rechnet angesichts der noch weit auseinander liegenden Positionen nicht mit einer schnellen Einigung. Die Gewerkschaft habe zwar Signale bekommen, dass es Bewegung im Arbeitgeberlager gebe. Nun werde man „am Montag in Nordrhein-Westfalen schauen, was das konkret bedeutet“.
Seit Ende April hat die IG Metall mehrere Hundert Betriebe mit Warnstreiks überzogen, die auch am Montag fortgesetzt werden sollen. „Wir sind darauf vorbereitet, auch längere Zeit in den Betrieben Druck zu machen“, sagte Hofmann. Die Gewerkschaft strebe zwar ein Ergebnis noch vor Pfingsten an, „aber ein Muss ist das nicht“.
Der Vorstand der Gewerkschaft will am Dienstag das weitere Vorgehen beraten. Auch in anderen Tarifgebieten sind bereits vierte Runden vereinbart. Im Dauer-Pilotbezirk Baden-Württemberg soll am Mittwoch gesprochen werden – möglicherweise über Fortschritte aus Neuss.
Die IG Metall ist bislang mit der Forderung nach 5 Prozent mehr Geld am Start. Die Arbeitgeber haben Entgelterhöhungen in zwei Stufen angeboten, die sich in 24 Monaten auf 2,1 Prozent summieren – zusätzlich soll es eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent geben.