Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Big Data wird uns helfen“
Caterpillar-Chef Doug Oberhelman über Wege aus der Krise des Baumaschinenkonzerns
PEORIA - Der US-Baumaschinenkonzern Caterpillar hat jüngst ein Viertel seines Umsatzes verloren, weil die weltweite Nachfrage nach schweren Baggern, Bulldozern und Minenfahrzeugen eingebrochen ist. Hagen Schönherr hat mit Firmenchef Doug Oberhelman über eine Lösung des Problems, neue Technologien und die Geschäfte des deutschen Partners Zeppelin aus Friedrichshafen gesprochen.
Caterpillar will fünf Standorte in den USA schließen und Tausende Stellen streichen. Wie schwer ist diese Krise? 2012 haben wir nach zuvor sinkenden Zahlen wieder 58 Milliarden Euro Umsatz erreicht. Im laufenden Jahr wird er erneut auf 37 Milliarden Euro fallen. Der Grund sind Schwächen in einigen unserer wichtigsten globalen Märkte – vom Bergbaubereich über Öl und Gas bis hin zu Wirtschaftskrisen in Brasilien oder Russland. Trotzdem arbeiten wir noch profitabel, gewährleisten die Sicherheit unserer Angestellten und die Qualität unserer Produkte. Zusätzlich haben wir fast sechs Milliarden US-Dollar in der Hinterhand. Jetzt wäre es allerdings schön zu sehen, wenn sich einzelne Märkte wieder erholen. Ich denke, das wird auch passieren.
Wie wollen Sie das Unternehmen aus dieser Lage herausführen? Wir haben unsere Ausgaben für Forschung- und Entwicklung in den vergangenen drei Jahren stabil gehalten. Insgesamt haben wir dort sechs Milliarden US-Dollar investiert. Solange der Markt so schwierig bleibt, wollen wir so viele neue Produkte und Prozesse entwickeln wie nur möglich. Wir haben an anderen Stellen Kosten reduziert, um weiterhin Geld in die Forschung stecken zu können. Selbst als uns der Abschwung so richtig weh getan hat, haben wir diese Forschung nicht vernachlässigt und gleichzeitig an der Verbesserung unserer Arbeitsabläufe gearbeitet.
Es ist also alles eine Frage der Technologie? Caterpillar hat über einen Zeitraum von fünf Jahren Flotten von autonomen, schweren Lastwagen ohne Fahrer in Eisenerz-Bergwerken eingesetzt. Das sind intelligente, mit Radar- und anderen Sensoren bestückte Maschinen, die sich selbst Mitarbeiter weltweit: 101 000 Umsatz 2015: 47 Milliarden US- Dollar ( rund 41 Milliarden Euro) Prognose 2016: 42 Milliarden US- Dollar ( rund 37 Milliarden Euro) Produkte: Baumaschinen ( darunter Planierraupen, Bagger, Lastwagen), Diesel- und Gasmotoren, Bergbaumaschinen Wege im Bergwerk suchen. Außerdem setzen wir auf die Auswertung von Daten. Dank „Big Data“können unsere Kunden Fehler und Leistung unserer Maschinen beobachten. Das senkt Kosten, weil sie oft schon vor einem Ausfall wissen, welches Teil ausgetauscht werden muss. Wir nutzen jetzt auch Drohnen, um Baustellen aus der Luft zu vermessen und direkt Pläne für unsere Maschinen am Boden zu erstellen. Der Fahrer überwacht nur noch ihre Funktion. Andere Entwicklungen betreffen die Energieeffizienz unserer Produkte. Ich kann nicht von allem erzählen, was wir noch in der Schublade haben. Aber wir konzentrieren uns derzeit sehr auf die Überwachung unserer Maschinen, um die bestmögliche Effizienz zu erreichen. In den nächsten fünf Jahren wird das eine Revolution auslösen. „Big Data“soll uns auch helfen, selbst effizienter zu produzieren. Wir wollen in Zukunft als Hightech-Maschinenbauunternehmen wahrgenommen werden. Doug Oberhelman ist seit 2010 CEO von Caterpillar. Der 63Jährige mit deutschen Wurzeln lebt mit seiner Familie in Edwards, Illinois, nahe der Caterpillar- Firmenzentrale in Peoria. Sein Jahreseinkommen wird auf über 15 Millionen Dollar jährlich geschätzt. Es wird erwartet, dass er das Unternehmen noch einige Jahre anführt. ( sz) Der Zeppelinkonzern in Friedrichshafen ist in der Krise einer ihrer profitabelsten Vertriebspartner. Stärkt das seine Position? Zeppelin vertreibt seit 60 Jahren unsere Produkte, zuerst in Deutschland, später in den GUS-Staaten. Was die Leistung und Ziele unseres Unternehmens angeht, führen wir eine ideale Partnerschaft. Dafür spricht nicht nur der Vertriebserfolg von rund 2600 verkauften Maschinen auf der Branchenmesse Bauma in München vor wenigen Wochen. Wir haben uns außerdem seit Langem auf Marktanteile konzentriert, damit wir uns in schwachen Zeiten wie diesen auf den Service- und Zubehörmarkt konzentrieren können. Zeppelin ist ein weltweiter Vorreiter, was das angeht. Aus diesem Grund hat Zeppelin auch in den GUS überlebt, obwohl die Geschäfte dort alles andere als einfach waren.
Caterpillar setzt beim Vertrieb der eigenen Produkte weltweit auf Partner wie Zeppelin. Warum machen Sie das nicht selber? Wir nehmen seit 1925 unabhängige Vertriebspartner unter Vertrag. Zeppelin ist zum Beispiel ein deutsches Unternehmen mit deutschen Mitarbeitern und einem deutschen Management. Die wissen genau, was ihre Kunden wollen und sind vertraut mit Kultur, Politik und Gewohnheiten. Dieses Konzept haben wir weltweit angewendet – auch in China, Japan oder Nigeria. Mit den meisten unserer Partner arbeiten wir seit mehr als 50 Jahren zusammen.
In Friedrichshafen sind neben Zeppelin auch der Autozulieferer ZF und der Motorenspezialist MTU beheimatet. Wie ist ihr Verhältnis zu diesen Unternehmen? ZF Friedrichshafen ist für uns zwar eher ein kleinerer Zulieferer, aber das Unternehmen ist trotzdem ein guter Partner. Im Bereich von HighTech-Antrieben ist der Konzern zum Beispiel sehr wichtig für uns. MTU ist dagegen ein ernstzunehmender direkter Konkurrent in bestimmten Nischen.