Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Helden von damals kehren zurück

In den USA werden alte Serien wiederbele­bt – „Twin Peaks“soll schon 2017 kommen

- Von Martin Weber

BERLIN - Von „MacGyver“bis „Twin Peaks“: Immer mehr Kultserien früherer Zeiten kommen ins Fernsehen zurück und sollen alte wie neue Fans vor den Bildschirm locken.

Das Leck in einem Schwefelsä­uretank verschloss er mit handelsübl­icher Schokolade, zum Überbrücke­n einer defekten Sicherung verwendete der erfinderis­che Angus MacGyver ganz normales Kaugummipa­pier. Von 1985 bis 1992 begeistert­e der von Richard Dean Anderson gespielte Agent mit der Vokuhila in der Kultserie „MacGyver“das Publikum, jetzt kommt sie zurück: Der US-Sender CBS hat die Pilotfolge zu einer Neuauflage der Serie in Auftrag gegeben.

„MacGyver“ist nicht die einzige Kultserie längst vergangene­r Fernsehtag­e, die ihren Weg zurück auf den Bildschirm findet oder bereits gefunden hat. So zeigte ProSieben unlängst neue Folgen der in den 1990er-Jahren populären MysterySer­ie „Akte X“mit Gillian Anderson und David Duchovny als FBI-Agenten Scully und Mulder. Gedreht wird in den USA außerdem ein Comeback der vor einigen Jahren ausgelaufe­nen Serie „Gilmore Girls“. Geplant sind Neuauflage­n der actionhalt­igen Gefängniss­aga „Prison Break“sowie der Fantasyser­ie „Xena – Die Kriegerpri­nzessin“, in der sich muskulö- se Recken und leicht geschürzte Kämpferinn­en die Schwerter und Streitäxte um die Ohren hauten.

Mit besonderer Spannung wird das Comeback von zwei US-Serien erwartet, deren Strahlkraf­t weit übers Fernsehen hinausreic­hte: So entsteht derzeit eine neue Staffel der Fernsehser­ie „Twin Peaks“von Regisseur David Lynch, die vor gut 25 Jahren weltweit für Aufsehen sorgte. Der amerikanis­che Bezahlsend­er Showtime will die unheimlich­e Serie 2017 zurück auf den Bildschirm bringen, in Deutschlan­d wird sie voraussich­tlich bei Sky zu sehen sein. Ebenfalls 2017 belebt der US- Sender CBS die Science-Fiction-Serie „Star Trek“neu, die in Deutschlan­d vor einem halben Jahrhunder­t als „Raumschiff Enterprise“Fernsehges­chichte schrieb und zahlreiche Nachfolges­erien und Kinofilme nach sich zog.

Einschalt-Reflex bei den Fans Doch warum setzen immer mehr Sender auf das Comeback alter Kultserien? Die Antwort ist TV-Machern und Experten zufolge ganz einfach: Zum einen müssen längst bekannte Marken wie „MacGyver“oder „Prison Break“nicht zeitrauben­d eingeführt werden, sondern garantiere­n bei vielen Zuschauern einen automatisc­hen Einschalt-Reflex – vor allem bei den Fans, die sich noch gut an die Originale erinnern können. „Die Menschen wollen mehr von ihren Lieblingsg­eschichten und Lieblingsc­harakteren sehen“, erklärt Vince Gilligan, Schöpfer der vielgeprie­senen Serie „Breaking Bad“und ihres Ablegers „Better Call Saul“.

Die Neugier auf ein Wiedersehe­n ist auch in den Augen des Serienexpe­rten und Filmkritik­ers Christian Lukas einer der Hauptgründ­e für eine Wiederaufl­age. Dabei sei wichtig, die alte Story auf frische, neue Art zu erzählen, damit sie auch beim jungen Publikum ankomme, betont Lukas. Er verweist auf die erfolgreic­he Wiederbele­bung des BBC-Klassikers „Doctor Who“2005, bei der die Symbiose zwischen alten Ideen und neuen Effekten vorbildlic­h glückte.

Zum anderen wollen neben klassische­n Fernsehsen­dern auch Bezahlsend­er und Streamingp­ortale ihr Programm mit Neuauflage­n bestücken. So werden die „Gilmore Girls“bei Netflix ihr Comeback feiern, „Star Trek“soll beim hauseigene­n Streamings­ervice von CBS laufen. Die Pilotfolge, so wollen es die Senderstra­tegen, wird noch im frei empfangbar­en Fernsehen ausgestrah­lt werden, die weiteren Episoden sollen Abonnenten des Streamingp­ortals vorbehalte­n sein.

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FOTO: IMAGO Eine Kultserie wird reanimiert: Richard Dean Anderson wurde als tüftlerisc­her Agent MacGyver weltbekann­t. Inzwischen ist er 65, seinen Part wird jemand anderes übernehmen.

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