Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stiftungsinvestments für jedermann
Mit Mischfonds suchen Stiftungen Auswege aus dem Zinstief – Die stehen auch normalen Anlegern offen
MÜNCHEN - Sicherheitsbewusste Anleger und Stiftungen leiden unter dem gleichen Problem: Magerzinsen. Denn beide wollen oder dürfen keine Risiken eingehen, die den Kapitalerhalt gefährden. Nur die Zeiten, in denen dann einfach sichere Bundesanleihen gekauft wurden, sind vorbei, denn die werfen auf Jahre nur noch Negativzinsen ab. Stiftungen sind aber gezwungen, Erträge zu generieren, um ihren in der Regel gemeinnützigen Zweck zu erfüllen. „Deswegen wagen sich immer mehr Anlageverantwortliche von Stiftungen an die Börse und suchen dafür nach geeigneten Produkten, die noch Renditechancen und regelmäßige Erträge, aber gleichzeitig auch ein hohes Maß an Sicherheit bieten“, sagt Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Das Unternehmen bietet dafür seit 2015 einen eigenen Stiftungsfonds an und auch die Konkurrenz hat hier ein attraktives Geschäftsfeld entdeckt. Spezialisierte Stiftungsprodukte sind ein Verkaufsschlager und brachten es zum Jahreswechsel auf 9,3 Milliarden Euro Anlagevolumen, rund doppelt so viel wie im Jahr 2013. Obwohl einige Stiftungsfonds mit hohen Mindestanlagesummen von 500 000 Euro nur für Profis interessant sind, gibt es viele, die auch für normale Anleger erschwinglich sind.
Defensiver Mischfonds „Stiftungsfonds unterscheiden sich grundsätzlich kaum von normalen, sicherheitsbewussten Mischfonds“sagt Andreas Glogger, geschäftsführender Gesellschafter der Glogger & Partner Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in Krumbach. Der Fokus der meisten Produkte liegt nicht auf maximaler Rendite, sondern auf stetigen Erträgen. Dabei nutzen die Fondsmanager in der Regel eine Mischung aus Aktien und festverzinslichen Anleihen. Dadurch sollen Börsenschwankungen in engen Grenzen gehalten und die Sicherheit des Investmentkapitals gewährleistet werden. Das erkaufte Plus an Sicherheit kostet allerdings im Vergleich zu einem reinen Aktieninvestment auch etwas Rendite. Im Idealfall schlagen Kursstürze an der Börse dafür nicht voll durch, in euphorischen Marktphasen geht es dann aber auch nicht so schnell wie der restliche Markt nach oben.
Für die Erfüllung von Stiftungszwecken wird außerdem regelmäßig Geld benötigt. Deswegen streben die so spezialisierten Produkte stetige Ausschüttungen an, was vielen konservativen Anlegern entgegenkommt. Stiftungen sind zudem häufig im engen Kontakt mit dem Fondsmanagement. Da sie in der Regel ganz ähnliche Interessen wie normale Anleger haben, kommen diese so in den Genuss einer mächtigen Interessenvertretung.
„Anleger sollten sich aber immer genau ansehen, was wirklich geboten wird und wie das Management mit schwierigen Marktsituationen in den letzten Jahren umgegangen ist“, rät Glogger. Bei einigen, aber nicht allen Stiftungsfonds spielen zudem ethische Aspekte bei der Anlageauswahl eine Rolle. „Wir verzichten zum Beispiel auf Investments aus den Bereichen Rüstung, Pornografie, Alkohol, Tabak, Drogen oder Glücksspiel“, sagt Claus Walter. Außerdem investiere er nicht in Unternehmen, die beispielsweise Menschenrechte verletzen oder in Korruption verwickelt sind. Unabhängig von der Bezeichnung rät auch Walter Anlegern, sich intensiv vor einem Kauf mit dem Konzept der Anlageprodukte auseinanderzusetzen. Ein guter Stiftungsfonds kann dann aber ein ideales Basisinvestment im Depot sein, das je nach persönlichem Risikoempfinden zum Beispiel durch einen Immobilien- oder Dividendenfonds ergänzt werden kann.
Risikoprofil kennen Eine Auswertung der Ergebnisse von 42 Stiftungsfonds in den letzten drei Kalenderjahren zeigt Licht und Schatten: Fast alle lieferten über 36 Monate gesehen eine positive Wertentwicklung ab und die allermeisten hielten zwischenzeitliche Verluste deutlich unter zehn Prozent. Allerdings konnten manche im schwierigen letzten Jahr keine Ausschüttung bezahlen und auf zwölf Monate betrachtet lag die Wertentwicklung bei etwa jedem vierten Produkt im Minus. Ein Allheilmittel für sicherheitsbewusste Anleger sind deswegen auch Stiftungsfonds sicher nicht. Aber bessere Chancen als auf praktisch nicht mehr verzinsten Sparkonten gibt es zumindest auf lange Sicht mit Stiftungsfonds allemal.