Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Geld muss arbeiten
Der Bankraub (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) - „Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“Acht Jahrzehnte vor dem Zusammenbruch der Lehman Brothers Holding Inc. stellt Brechts Mackie Messer diese Fragen. Helmut Draeger, Chef der (fiktiven) Neuen Westdeutschen Bank, fragt sich derlei offenbar nie: Zu verlockend ist das US-Geschäft, Stichwort Immobilienboom. Zum Leiter der Übersee-Dependance macht Draeger den talentierten Martin Kreye. Wie der (facettenreich: Franz Dinda) sich und seine Wurzeln im Rausch der New Yorker Hochfinanz verliert, wie er am großen Rad dreht, alle Skrupel ablegt im Handel mit abenteuerlichsten Anlageproduk- ten – das ist der eine Erzählstrang von „Der Bankraub“. Merke: „Solange die Party läuft, musst du tanzen.“
Am 15. September 2008 ist die Party zu Ende: Die Blase platzt, Lehman Bros. beantragt Insolvenz, die Weltwirtschaft wankt. Und Werner Kreye (eindringlich: Joachim Król), zeitlebens rechtschaffen, Sparer wie du und ich, muss – weit, weit entfernt von seinem Sohn – feststellen: Er hat alles verloren. Freundlichst hat ihn sein Banker Harald Mertens (Godehard Giese) in immer größere Risiken hineinberaten: „Geld muss arbeiten. Das tun Sie ja schließlich auch.“
Famose Darsteller, geschickt der Drehbuch-Kniff (Martin Rauhaus), das Große ins Kleine herunterzubrechen. Erhellend. Erschreckend.