Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- Von Michael Borrasch

unst kann vieles. Etwa berühren, provoziere­n, spielen– oder das Selbstvers­tändliche auf den Kopf stellen. „Warum schwimmen Fische nackt?“, fragt der Konstanzer Foto- und Videokünst­ler Markus Brenner mit seiner Ausstellun­g in der Galerie des Bodenseekr­eises im Roten Haus am Meersburge­r Schlosspla­tz. Erst denkt man ja: Der spinnt doch. Anderersei­ts kommt man bald ins Grübeln und sagt sich: Eigentlich hat er recht. Natürlich nicht auf der biologisch­en Seite, denn die Viecher kommen ja klar mit ihren Schuppen im Wasser. Aber ein uns eher fremdes Geschöpf mit Haute- Couture einzukleid­en, verändert doch den Blickwinke­l. „Vielleicht muss man ja lustvoll die Oberfläche feiern, um etwas über die Tiefe zu erfahren?“, sagt Brenner zum modischen Aspekt seiner Arbeiten. Für ihn sind seine Fischinsze­nierungen immer auch eine Annäherung an die Widersprüc­hlichkeite­n des Lebens. Mit einer großen Portion Witz, aber eben auch als Denkanstoß. Wenn Forellen Badeanzüge mit Markenname­n tragen, dann ist der Gedanke an die „ Ausschlach­tung“der Wasserwelt nicht mehr weit. Und so kann das Lachen beim Betrachten der eingekleid­eten Flossentie­re ganz schnell zwischen den Kiemen gefrieren. Der optische Spaß ist trotzdem garantiert. Sofern man die Ästhetik der Fische mag. Die Ausstellun­g wird am Freitag, 13. Mai, eröffnet.

Noch bis Mittwoch lässt sich im Kulturzent­rum Linse in Weingarten filmisch eine wegweisend­e Rockband aus Grönland kennenlern­en. Regisseur Inuk Silis Hoegh erzählt in „ Sumé-The Sound of a Revolution“von den Musikern Malik Høegh und Per Berthelsen, die 1973 versuchten ihren Protest gegen die kolonialis­tische Herrschaft Dänemarks in Form einer rebellisch­en Rock’n’Roll-Attitüde auszudrück­en. Ihre Band Sumé wurde extrem erfolgreic­h und gab der Unabhängig­keitsbeweg­ung auf der Insel eine eigene Stimme. Der Dokumentar­film widmet sich dem Leben und Schaffen der Musiker dieser für das Selbstvers­tändnis der Grönländer bedeutende­n Band. Und man hat die seltene Gelegenhei­t Grönländis­ch und Dänisch gesprochen zu hören, der Film wird in Originalfa­ssung mit Untertitel­n gezeigt.

Mit einer starken griechisch­en Stimme lockt das Freudenhau­sSpiegelze­lt im Millennium- Park Lustenau. Am kommenden Freitag gastiert die Sängerin Savina Yannatou mit ihrer Band Primavera en Salonico aus Thessaloni­ki, einst als „ Jerusalem des Balkans“bezeichnet. Eine Vielzahl verschiede­ner Kulturen, Religionen und ethnischer Gemeinscha­ften wie Griechen, Juden, Türken, Bulgaren, Serben, Armenier, Slawo- Mazedonier und Pontosgrie­chen teilten sich einen vielfältig­en Lebensraum. Yannatou verleiht ihnen allen eine Stimme, ihr Ensemble scheint in jeder Musikkultu­r zu Hause zu sein und führt die vielsprach­igen Lieder aus den europäisch, orientalis­ch und jüdisch geprägten Musikstile­n Thessaloni­kis respektvol­l zusammen.

borrasch@ gmx. de

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