Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
unst kann vieles. Etwa berühren, provozieren, spielen– oder das Selbstverständliche auf den Kopf stellen. „Warum schwimmen Fische nackt?“, fragt der Konstanzer Foto- und Videokünstler Markus Brenner mit seiner Ausstellung in der Galerie des Bodenseekreises im Roten Haus am Meersburger Schlossplatz. Erst denkt man ja: Der spinnt doch. Andererseits kommt man bald ins Grübeln und sagt sich: Eigentlich hat er recht. Natürlich nicht auf der biologischen Seite, denn die Viecher kommen ja klar mit ihren Schuppen im Wasser. Aber ein uns eher fremdes Geschöpf mit Haute- Couture einzukleiden, verändert doch den Blickwinkel. „Vielleicht muss man ja lustvoll die Oberfläche feiern, um etwas über die Tiefe zu erfahren?“, sagt Brenner zum modischen Aspekt seiner Arbeiten. Für ihn sind seine Fischinszenierungen immer auch eine Annäherung an die Widersprüchlichkeiten des Lebens. Mit einer großen Portion Witz, aber eben auch als Denkanstoß. Wenn Forellen Badeanzüge mit Markennamen tragen, dann ist der Gedanke an die „ Ausschlachtung“der Wasserwelt nicht mehr weit. Und so kann das Lachen beim Betrachten der eingekleideten Flossentiere ganz schnell zwischen den Kiemen gefrieren. Der optische Spaß ist trotzdem garantiert. Sofern man die Ästhetik der Fische mag. Die Ausstellung wird am Freitag, 13. Mai, eröffnet.
Noch bis Mittwoch lässt sich im Kulturzentrum Linse in Weingarten filmisch eine wegweisende Rockband aus Grönland kennenlernen. Regisseur Inuk Silis Hoegh erzählt in „ Sumé-The Sound of a Revolution“von den Musikern Malik Høegh und Per Berthelsen, die 1973 versuchten ihren Protest gegen die kolonialistische Herrschaft Dänemarks in Form einer rebellischen Rock’n’Roll-Attitüde auszudrücken. Ihre Band Sumé wurde extrem erfolgreich und gab der Unabhängigkeitsbewegung auf der Insel eine eigene Stimme. Der Dokumentarfilm widmet sich dem Leben und Schaffen der Musiker dieser für das Selbstverständnis der Grönländer bedeutenden Band. Und man hat die seltene Gelegenheit Grönländisch und Dänisch gesprochen zu hören, der Film wird in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt.
Mit einer starken griechischen Stimme lockt das FreudenhausSpiegelzelt im Millennium- Park Lustenau. Am kommenden Freitag gastiert die Sängerin Savina Yannatou mit ihrer Band Primavera en Salonico aus Thessaloniki, einst als „ Jerusalem des Balkans“bezeichnet. Eine Vielzahl verschiedener Kulturen, Religionen und ethnischer Gemeinschaften wie Griechen, Juden, Türken, Bulgaren, Serben, Armenier, Slawo- Mazedonier und Pontosgriechen teilten sich einen vielfältigen Lebensraum. Yannatou verleiht ihnen allen eine Stimme, ihr Ensemble scheint in jeder Musikkultur zu Hause zu sein und führt die vielsprachigen Lieder aus den europäisch, orientalisch und jüdisch geprägten Musikstilen Thessalonikis respektvoll zusammen.
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