Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ortschaftsrat Eschach gibt Siedlungswerk einen Korb
Entscheidung über Wettbewerb „Weißenauer Halde“vertagt
ESCHACH - Das Vorhaben des Siedlungswerks, an der Weißenauer Halde ein Wohnprojekt zu verwirklichen, ist ins Stocken geraten. Nach erheblichen Bedenken des Eschacher Ortschaftsrats ist die Entscheidung über das Projekt verschoben worden. Heftige Kritik gab es an der Stadtverwaltung.
Das Siedlungswerk, Eigentum des Bistums Rottenburg/Stuttgart und der Landesbank Baden-Württemberg, plant, auf dem rund 6600 Quadratmeter großen Areal zwischen dem Weinbergweg und der Weißenauer Halde Wohnflächen von rund 4000 Quadratmetern zu schaffen. Rund 50 Wohneinheiten sind vorgesehen. Dazu will das Siedlungswerk einen Wettbewerb ausloben, an dem sechs Architekturbüros (unter anderem zwei Büros aus Ravensburg) beteiligt sind. Ziel sei „die Gestaltung einer qualitätsvollen und gut nutzbaren Wohnbebauung“.
Namens der CDU brachte Bernd Bergemann den Unmut seiner Fraktion deutlich zu Gehör. Zwar begrüße man es grundsätzlich, Innenbereiche für Wohnzwecke zu nutzen und gegebenenfalls auch zu verdichten, um Landschaftsverbrauch zu verringern, doch könne man der Bebauung mit rund 50 Wohneinheiten „in keiner Weise zustimmen“. Bergemann forderte, den zusätzlichen Verkehr nicht ausschließlich über die Weißenauer Halde abzuwickeln: „Wir erwarten eine ausgewogene Verteilung auf den Weinbergweg und die Weißenauer Halde.“Bergemann warf der Stadtverwaltung „Diskrepanz in der Information“vor, was die Anzahl der Wohneinheiten betrifft. Der CDUOrtschaftsrat forderte insbesondere von OB Rapp Aufklärung darüber, „wie es sein kann, dass der bisherige Eigentümer des Grundstücks vergeblich versucht hat, von der Stadtverwaltung eine Genehmigung für den Bau eines weiteren Hauses auf dem Areal zu erhalten“. Und dass der spätere Verkauf des Areals mitsamt einem Grundstück am Weinbergweg an einen Investor „bestimmt nicht ohne die Mitwirkung der Verwaltungsspitze der Stadt“erfolgt sei.
Sorge um geologische Situation Bergemann bezog sich in seiner Kritik auf einen Brief von Anwohnern an die Stadtverwaltung, in dem der Vorwurf mangelnder Transparenz erhoben wurde, was die Anzahl der Wohneinheiten betrifft. Die aktuelle Anzahl von rund 50 Einheiten sei nicht nachbarschaftsverträglich. Sorge äußerten die Anwohner auch wegen der „geologisch sehr sensiblen Gegebenheiten“und der zu erwartenden Verkehrsbelastung. Man sei „offen für die Bebauung der Weißenauer Halde“, heißt es abschließend im Brief der Anwohner, doch müsse dies „maßvoll und nachbarschaftlich“erfolgen.
Zu Beginn der Debatte hatte Bürgermeister Dirk Bastin die Sorgen der Anwohner als berechtigt bezeichnet. Bastin sprach sich für Transparenz im Verfahren aus und sagte in Anspielung auf die Kritik der Anwohner: „Was ist eine angemessene Dichte?“
Franz Hanßler (Grüne) äußerte Befremden über das Verfahren. Zuvor sei trotz des Interesses eine Bebauung nicht möglich gewesen, jetzt soll sie plötzlich möglich sein: „Das muss Gründe haben.“Rainer Frank (SPD) forderte die Reduzierung der Wohnfläche auf 2000 bis 2500 Quadratmeter. Dirk Bastin nannte die auf zwei Geschosse verteilten 4000 Quadratmeter Wohnfläche als maßvoll. Ein Vertreter des Siedlungswerk ließ keinen Zweifel daran, dass die Reduzierung der Wohnfläche auf 2000 Quadratmeter für den Investor nicht möglich sei.
Ulrich Höflacher (CDU) bemängelte, dass alle vier Wochen die Anzahl der Wohnfläche“erhöht worden sei und vertrat die Meinung, der „Bauträger übt Druck auf den Ortschaftsrat aus“. Bürgermeister Bastin entgegnete, „sozialer Wohnungsbau ist nur möglich, wenn möglichst dicht bebaut wird“und fügte hinzu: „Außerdem brauchen wir auch Wohnungen für Leistungsträger.“Der Vertreter des Siedlungswerk meinte abschließend: „Auf diesem Areal ist sozialer Wohnungsbau nicht möglich.“
Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Ravensburger Gemeinderats nahm angesichts der Diskussion im Ortschaftsrat die Entscheidung über „Wohnen an der Weißenauer Halde“zwischenzeitlich von der Tagesordnung.