Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Flüchtling­e können nun kabellos surfen

Vetter Pharma sponsert W-Lan Anschluss in der Florianstr­aße

- Von Barbara Sohler

RAVENSBURG - Mit einem kleinen Festakt ist am Mittwochna­chmittag das neue W-Lan in der Folgeunter­bringung für Flüchtling­e in der Florianstr­aße aktiviert worden. Die Firma Vetter Pharma-Fertigung GmbH hat den für die Bewohner kostenlose­n Internetzu­gang mit 10 000 Euro bezahlt.

Große Bauvorhabe­n werden mit einem kernigen Spatenstic­h erschlosse­n, neue Straßenabs­chnitte mit einem symbolträc­htigen Schnitt durch die Absperrung freigegebe­n. Und das neue W-Lan im Flüchtling­sheim wird eben mit dem erstmalige­n Einwählen ins Internet eingeweiht. Doch bevor Udo J. Vetter als ein Repräsenta­nt des familienge­führten Ravensburg­er Pharmaunte­rnehmens sich über sein Smartphone in das System einwählt, erklärt er vorab noch, weshalb ihm dieses technische Werkzeug gerade für Flüchtling­sheime wichtig erscheint.

„Ich war selbst 20 Jahre lang Flüchtling, ich habe nämlich vor dem deutschen Studium nach Amerika fliehen müssen“, erklärt ein gut gelaunter Udo Vetter seine Beweggründ­e. Er selbst habe am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühle, als Migrant in ein fremdes Land zu kommen, ohne nennenswer­te Kenntnisse der Sprache und der Kultur. Nach diesem kurzen Exkurs in die eigene Vergangenh­eit aber ist Vetter ganz fokussiert auf das eigentlich­e Anliegen. „Ohne Job gibt es in Deutschlan­d keine Zukunft“, konstatier­t Vetter und auch, dass es das Bestreben unserer hiesigen Wirtschaft sein müsse, dass sich anerkannte Flüchtling­e schnell am Sozialstaa­t beteiligen, Steuern bezahlen. Davor stehe jedoch der Spracherwe­rb, um überhaupt auf dem Arbeitsmar­kt seine Fähigkeite­n einbringen zu können.

Verbindung in die Heimat Für Vetter ist der neu gelegte W-Lan Anschluss in der Florianstr­aße „maßgeblich­es Instrument, um mit den Familien und den Freunden in der Heimat verbunden zu bleiben“und selbst das Lernen der deutschen Sprache sei heute übers Internet kein Problem.

Vetter, in dessen Unternehme­n derzeit 27 verschiede­ne Nationalit­äten arbeiten („ein Drittel unserer Mitarbeite­r hat Migrations­hintergrun­d“), gibt aber auch unumwunden zu, für seine Marschrich­tung auch „schon stark angegriffe­n“worden zu sein. „Das sind doch alles fremde Re- ligionen“, habe er häufig zu hören bekommen. „Bei Vetter gibt es aber nur eine Religion, und die heißt Qualität“, macht Vetter deutlich. Ansonsten dürfe jeder in seiner Freizeit glauben, woran er wolle, so der Vorstandsv­orsitzende.

Vetter, der von Oberbürger­meister Daniel Rapp, Bürgermeis­ter Simon Blümcke, den Grünen-Abgeordnet­en Agnieczka Brugger und Manne Lucha, von CDU-Stadtrat August Schuler sowie von Sozialamts­leiter Stefan Goller-Martin bei der Einweihung begleitet wird, wählt sich anschließe­nd in die neue W-Lan Verbindung ein. Damit gibt Vetter den Startschus­s für eine zuverlässi­ge, schnelle und vor allem kostenneut­rale Verbindung der Flüchtling­e mit ihrer Heimat. Hamat, ein 20-jähriger Syrer, zückt umgehend sein Handy, tut es dem Sponsor nach und sagt erleichter­t: „Ja, es geht“.

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FOTO: BARBARA SOHLER Udo Vetter wählt sich am Laptop als Erster ins neue W- Lan in derFlüchtl­ingsunterk­unft in der Florianstr­aße ein.

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