Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Flüchtlinge können nun kabellos surfen
Vetter Pharma sponsert W-Lan Anschluss in der Florianstraße
RAVENSBURG - Mit einem kleinen Festakt ist am Mittwochnachmittag das neue W-Lan in der Folgeunterbringung für Flüchtlinge in der Florianstraße aktiviert worden. Die Firma Vetter Pharma-Fertigung GmbH hat den für die Bewohner kostenlosen Internetzugang mit 10 000 Euro bezahlt.
Große Bauvorhaben werden mit einem kernigen Spatenstich erschlossen, neue Straßenabschnitte mit einem symbolträchtigen Schnitt durch die Absperrung freigegeben. Und das neue W-Lan im Flüchtlingsheim wird eben mit dem erstmaligen Einwählen ins Internet eingeweiht. Doch bevor Udo J. Vetter als ein Repräsentant des familiengeführten Ravensburger Pharmaunternehmens sich über sein Smartphone in das System einwählt, erklärt er vorab noch, weshalb ihm dieses technische Werkzeug gerade für Flüchtlingsheime wichtig erscheint.
„Ich war selbst 20 Jahre lang Flüchtling, ich habe nämlich vor dem deutschen Studium nach Amerika fliehen müssen“, erklärt ein gut gelaunter Udo Vetter seine Beweggründe. Er selbst habe am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühle, als Migrant in ein fremdes Land zu kommen, ohne nennenswerte Kenntnisse der Sprache und der Kultur. Nach diesem kurzen Exkurs in die eigene Vergangenheit aber ist Vetter ganz fokussiert auf das eigentliche Anliegen. „Ohne Job gibt es in Deutschland keine Zukunft“, konstatiert Vetter und auch, dass es das Bestreben unserer hiesigen Wirtschaft sein müsse, dass sich anerkannte Flüchtlinge schnell am Sozialstaat beteiligen, Steuern bezahlen. Davor stehe jedoch der Spracherwerb, um überhaupt auf dem Arbeitsmarkt seine Fähigkeiten einbringen zu können.
Verbindung in die Heimat Für Vetter ist der neu gelegte W-Lan Anschluss in der Florianstraße „maßgebliches Instrument, um mit den Familien und den Freunden in der Heimat verbunden zu bleiben“und selbst das Lernen der deutschen Sprache sei heute übers Internet kein Problem.
Vetter, in dessen Unternehmen derzeit 27 verschiedene Nationalitäten arbeiten („ein Drittel unserer Mitarbeiter hat Migrationshintergrund“), gibt aber auch unumwunden zu, für seine Marschrichtung auch „schon stark angegriffen“worden zu sein. „Das sind doch alles fremde Re- ligionen“, habe er häufig zu hören bekommen. „Bei Vetter gibt es aber nur eine Religion, und die heißt Qualität“, macht Vetter deutlich. Ansonsten dürfe jeder in seiner Freizeit glauben, woran er wolle, so der Vorstandsvorsitzende.
Vetter, der von Oberbürgermeister Daniel Rapp, Bürgermeister Simon Blümcke, den Grünen-Abgeordneten Agnieczka Brugger und Manne Lucha, von CDU-Stadtrat August Schuler sowie von Sozialamtsleiter Stefan Goller-Martin bei der Einweihung begleitet wird, wählt sich anschließend in die neue W-Lan Verbindung ein. Damit gibt Vetter den Startschuss für eine zuverlässige, schnelle und vor allem kostenneutrale Verbindung der Flüchtlinge mit ihrer Heimat. Hamat, ein 20-jähriger Syrer, zückt umgehend sein Handy, tut es dem Sponsor nach und sagt erleichtert: „Ja, es geht“.