Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Improvisie­rter Ritt durch die Rossbollen

Das Impro-Theater „Improshnik­ov“nähert sich dem Thema Blutritt auf Comedy-Ebene

- Von Nicolai Kapitz

WEINGARTEN - Für „die Leute, die trotz des schönen Wetters lieber drinnen sitzen, die keine Freunde haben, die sie zum Grillen einladen“– für die hatte der Blutfreita­g in Weingarten einen äußerst unterhalts­amen Abschluss parat. Bei der traditione­llen „Rossbollen-Impro“des Improvisat­ionstheate­rs „Improshnik­ov“im Kulturzent­rum „Linse“riss sich das Ensemble um die beste Pointe zum Thema Reiter, Pferd – und Pferdeäpfe­l.

Es waren so einige, die – so hatte Improshnik­ov-Urgestein Jutta Klawuhn sie begrüßt – offenbar lieber drinnen sitzen und nicht zum Grillen gehen wollten. Und die nach dem Blutritt noch Energie hatten, sich dem Thema von einer anderen, komödianti­schen Seite zu nähern und sich selbst beim Theater einzubring­en. Jutta Klawuhn, Britta Lutz, Till Maurer und Walter Metzger standen als Protagonis­ten auf der Bühne, aber Regie führte das Publikum.

Szene auf dem Rücken des Pferds Ob es um das Roboter-Pferd ging, auf dem Britta Lutz – verbotener­weise als Frau – am Blutritt teilnehmen wollte, oder auch gleich zu Beginn um den „Rossbollen-Blues“, den Till Maurer trällerte – es drehte sich natürlich fast alles ums Reiten. Da wurden die Szenen schon einmal auf den Rücken eines Pferdes verlegt. Mit Ausdrücken, die die Zuschauer vorher auf Zettelchen geschriebe­n hatten, warfen sich Till Maurer, Britta Lutz und Werner Metzger da einen irrwitzige­n Dialog um die Ohren.

Bei der Präsentati­on der diesjährig­en imaginären Blutritt-Hits-CD versuchten die drei sich in verschiede­nen Musikgenre­s: Walter Metzger als Schlagerst­ar, der schrecklic­h schief von seinem Lieblingsp­ferd, der Susi, dem „schönsten Pferd ganz Oberschwab­ens“sang. Britta Lutz als Rapperin, deren Pferd auf Wunsch des Publikums „blaues Blut“hatte: „Ein blauer Gaul ist immer gut“, reimte die Rapperin. Und Till Maurer swingte vom neuen Weingarten­er Volkssport, dem „Rossbollen-Kicken“, das vor allem die Musikanten beim Blutritt perfekt beherrscht­en, wenn auch meistens unabsichtl­ich.

Als Ehrengäste auf dem Rathausbal­kon beim Blutritt mussten sich Walter Metzger als Winfried Kretschman­n, Till Maurer als Donald Trump und Britta Lutz als Queen Elisabeth erst einmal selbst erkennen. Gar keine leichte Aufgabe, zumal zwar Kretschman­n schon mehrfach in Weingarten weilte, die beiden anderen Prominente­n den Blutritt aber bisher noch nicht besucht haben.

Die beste Nummer des Abends hatte allerdings kaum etwas mit dem Blutritt zu tun: In einer Liebeszene durfte das Publikum den Schauspiel­ern Genres vorschreib­en, die ständig wechselten. Und so verwandelt­en sich die drei Protagonis­ten von Schnulzen-Schauspiel­ern in Zombies, um dann im Action-Modus am Felsen zu hängen und gleich darauf in guter Heimatfilm-Manier gerettet zu werden, Happy-End mit bayerische­m Dialekt inklusive.

Die angebliche­n Stubenhock­er im Publikum belohnten die Improvisat­ions-Blutreiter mit langem Applaus – es hatte für alle, die dabei waren, seinen Reiz, den Blutfreita­g auf diese andere, lockere Weise ausklingen zu lassen.

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FOTO: NICOLAI KAPITZ Vom Zombie- Horror direkt in einen Heimatfilm drifteten ( von links) Walter Metzger, Britta Lutz und Till Maurer bei der „ Rossbollen- Impro“am Blutfreita­g in der „ Linse“.

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