Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Natur, Kunst und Musik verbunden
Siglinde Rau stellt in der Alten Kirche in Mochenwangen aus
MOCHENWANGEN (dls) - Zur Ausstellung „Gegensätze“von Siglinde Rau hat sich die Alte Kirche Mochenwangen voll gefüllt, wie Ausstellungsinitiator Eberhard Heurich mit Freude feststellte. Die Besucher zeigten damit ihre Wertschätzung gegenüber der schon lange im Kulturleben von Ravensburg aktiven und bekannten Bayerin, die seit 1962 in Ravensburg ansässig ist und mit ihrem Mann 30 Jahre lang einen Familienbetrieb für Garten- und Landschaftsbau führte.
1941 in Wasserburg am Inn geboren und aufgewachsen in München, wurde Siglinde Rau schon als Kind von ihrem Vater zum Malen angeregt. Der Vater wäre gerne Kunstmaler geworden, musste sich aber als Handwerker sein Geld verdienen. „Ich habe ja jahrzehntelang Eier und Spanschachteln mit Kalligrafie bemalt, aber in den letzten zehn Jahren wollte ich Bilder malen“, sagt Rau mit feinem bayerischen Zungenschlag, der ebenso zu ihr gehört und passt wie ein elegantes langes Dirndl.
Und auch die musikalische Umrahmung von „Saitencocktail“im Duo von Zither (Birgit Fuchs) und Gitarre (Hans Greißing) war stimmig und gekonnt: alpenländische Stubenmusik, eine Rumba, ein bayerisches Lied und als Zugabe gab’s die Melodie aus „Der dritte Mann“. Das war ganz nach dem Sinn der musikbegeisterten und als Chorsängerin sowie als Kammermusikerin im Geigenspiel aktiven Siglinde Rau.
Eberhard Heurich betonte in seiner Begrüßung und Laudatio die Vielseitigkeit der Ausstellung, die verschiedenste Techniken und ganz unterschiedliche Themen zeige. Und es ist tatsächlich erstaunlich, wie sich neben dem kleinteilig Kunsthandwerklichen – wie den beeindruckend bemalten oder mit kleinsten Papierröllchen beklebten Eiern – ein freies Malen entwickelt.
Von den zahllosen historischen Krippenfiguren, die Siglinde Rau neu mit alten Stoffen eingekleidet hat, ist hier nichts zu sehen: Das ge- hört auch inzwischen der Vergangenheit an. Heute zieht es sie mehr zur Darstellung.
Lob an die Lehrer „Ohne meine Lehrer, vor allem Friedrich Hechelmann, Horst Kalbhenn und Petra Mang von Hinten, wäre ich aber nie dahin gekommen – das hätte ich mir gar nicht zugetraut“, erzählt sie freimütig über ihre Motivation, sich immer wieder in neue Techniken, wie zum Beispiel die Monotypie oder das Aquarell, einzuarbeiten. Die naturalistische Zeichnung in Bleistift oder Aquarell lernte sie bei Friedrich Hechelmann, wobei es bei Siglinde Rau allerdings keinerlei esoterisch angehauchten Symbolismus gibt. Sie selbst bleibt nahe an der Natur, gibt sich zwar farblich der Stimmung hin, bewahrt aber immer so viel Respekt vor dem dargestellten Gegenstand, dass sie ihn nicht zur Unkenntlichkeit verfremdet. Wenn sie etwas abstrakt darstellt, ist auch der Gegenstand abstrakt; wenn sie eine Impression von Landschaft auf einer ihrer zahlreichen Reisen erfährt, gibt sie diese als durchscheinend zartes Aquarell wieder.
„Ich möchte nur die Ruhe einfangen und sichtbar machen“, sagt sie selbst über ihre Arbeiten. Das gelingt ihr besonders überzeugend in den von ihr „altmeisterlich“genannten Zeichnungen, einer Feder mit Muschel, von Blumen, Früchten oder Gemüse, die sie mit nimmermüder Liebe zur Naturerscheinung wiedergibt.
Geöffnet ist die Ausstellung in der Alten Kirche vom 14. bis 16. Mai sowie vom 21. bis 22. Mai, jeweils von 11 bis 17 Uhr.