Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Überraschungssieger über 10 000 Meter
Beim Bad Waldseer Lauffieber zweimal LG Welfen vorn – Lukas Steier Dritter im Halbmarathon
BAD WALDSEE - Geht es nach Bernhard Schultes, Mitglied im Lauffieber-Organisationsteam, dann gehörte auch die 14. Auflage des Bad Waldseer Lauffiebers „zur Königsklasse im oberschwäbischen Laufsport“. Das beliebte Laufevent zog am Samstag 1932 Sportler in seinen Bann, bei Wetterverhältnissen, wie sie besser hätten nicht sein können. 28,6 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Samstagnachmittag beim Start des 10 000-Meter-Laufs auf dem Rathausplatz an.
Einen neuen Streckenrekord über die vermessenen Distanzen (Halbmarathon und 10 000 Meter) gab es, wie schon im vergangenen Jahr, aber nicht. Belohnt worden wäre dieser mit einer Zehntel Unze Goldmünze. Bei den hohen Temperaturen war es allerdings nicht überraschend, dass es keine neuen Rekorde gab. „Atmosphäre ist das eine, optimale Bedingungen das andere“, sagte Bernhard Schultes. Und dafür sorgte das Organisationsteam in vielfältiger Weise. Ob professionelle Zeitmessung, Umkleide, Duschen, Entmüdungsbad, medizinische Versorgung, Verpflegung, es fehlte an nichts. Schon beim Start des Halbmarathons herrschte eine tolle Stimmung. Die Läufer ließen Luftballone beim Startschuss in den Himmel steigen, dazu „An Tagen wie diesen“von den Toten Hosen, das war eine tolle Inszenierung. „Da brodelte die Arena, sprich der Rathausplatz“, freute sich Schultes. Der 10 000- Meter- Sieger Haak
Einmal Reute und zurück. So könnte man die abwechslungsreiche wie flache Streckenführung für den Halbmarathon in einem Satz beschreiben. Nach einer InnenstadtSeerunde führte die Streckenführung die 600 Läufer hinaus in die oberschwäbische Riedlandschaft. Wendeschleife war der Dorfplatz in Reute, Ziel wieder der Rathausplatz in der Kurstadt.
Die Favoritenrolle bei den Frauen hatte die Vorjahreszweite Verena Cerna (LC Uster) inne. Die 35-jährige Physikerin aus der Schweiz ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, dass der Sieg in diesem Jahr nur über sie ging. Konkurrentinnen konnten ihr nur mit Mühe folgen. Umso erstaunlicher, da Cerna erst vor sieben Monaten ein Baby bekommen hat. Sie stieg aber wieder zügig ins Training ein – mit Erfolg. Im Ziel hatte sie der Zweitplatzierten Basilia Förster (Team Erdinger Alkoholfrei) ganze 3:30 Minuten abgenommen. Bis die Dritte Marlies Romano (TRI Team Langenargen) den Zielstrich überquerte, gingen nochmals gut vier Minuten ins Land.
Spannung bei den Männern Spannender war da schon der Halbmarathon bei den Männern. Mit Lukas Steier (LG Welfen), Christian Mangold (Team Radsport Greiner) und Florian Pfinder (Neu-Ulm) beherrschte ein Dreigestirn die Führungsspitze von Beginn an. An der Wendeschleife in Reute hatte Steier noch die Nase vorn, musste allerdings auf dem zweiten Abschnitt Mangold und Pfinder den Vortritt lassen. Alle drei Läufer lagen im Ziel innerhalb von 38 Sekunden (sprich 173 Meter auseinander). Im Zielsprint hatte Mangold fünf Sekunden Vorsprung auf Pfinder. „Mangold hatte jetzt nicht unbedingt jeder auf der Favoritenliste“, sagte Schultes. Die Mannschaftswertung ging an die Männer der LG Welfen um Steier, Mark Bruder und Stefan Müller.
Ein Neuling bei den Männern und eine bekannte Größe bei den Frauen beherrschten den 10 000-MeterLauf. Bei diesem Lauf wird die Innenstadt-Seerunde fünfmal durchlaufen. Der Schnellste bei den Männern war Steffen Haak (Karlsruher Lemminge). Haak ging in jeder Runde als Führender über den Zielstrich, dicht gefolgt von Michael Digel (Sparda-Team Rechberghausen). Auf der Zielgeraden hatte Haak aber mehr Körner als Digel. Der 34-jährige Haak ist in Friedrichshafen geboren und aufgewachsen, das Studium führte ihn 2002 nach Karlsruhe. 2009 schaffte der Triathlet sogar die Qualifikation zur Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii durch Platz vier beim Ironman Switzerland. Erst am vergangenen Wochenende ist er wieder ins Oberschwäbische zurückgekehrt. Von ihm wird sicher noch einiges zu hören sein. „Ich möchte mir die Läuferszene erst mal anschauen“, sagte Haak.
„Ich möchte mir die Läuferszene erst mal anschauen.“
Bei den Frauen beherrschte einmal mehr Nadine Grösch (SSV Ulm 1846) die Konkurrenz. Von Beginn an bildete sich ein Trio an der Spitze. Grösch machte das Tempo, baute ihren Vorsprung Runde für Runde auf die zwei starken Läuferinnen der LG Welfen, Monica Carl und Brigitte Hoffmann, aus. In dieser Reihenfolge ging das Führungstrio auch ins Ziel. Franziska Görgens machte mit einem starken sechsten Platz den Sieg in der Mannschaftswertung für die LG Welfen perfekt. Am Ende waren alle zufrieden: Sportler, Veranstalter und die zahlreichen Zuschauer. „Es war eine rundum gelungene Veranstaltung“, sagte Schultes, „man darf sich schon auf das 15. Bad Waldseer Lauffieber am 20. Mai 2017 freuen.“