Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ex-CDU-Schatzmeister Leisler Kiep gestorben
Politikerleben mit Licht und Schatten
FRANKFURT/MAIN (dpa) - Walther Leisler Kiep diente seiner Partei in vielen Funktionen. Mehr als zwei Jahrzehnte war er aber Herrscher über die CDU-Kassen – und in den Spendenskandal der Partei verwickelt. Jetzt ist er mit 90 Jahren in seinem Haus in Kronberg im Taunus gestorben.
Mit seiner stattlichen Größe und dem dichten weißen Haar sowie den tadellosen Manieren wurde Walther Leisler Kiep oft der „Gentleman-Politiker“genannt. Der aus einer Banker-Familie kommende Geschäftsmann brachte es nicht nur als Unternehmer in Frankfurt zu einem großen Vermögen. Sein Gespür fürs Geld nutzte auch die CDU: Er war dort 21 Jahre lang – von 1971 bis 1992 – Bundesschatzmeister und damit der Herr über die Kassen der Partei.
CDU-Spendenskandal Letztlich bekam dies aber weder Kiep noch der Partei besonders gut. Denn der Name Kiep, der in der Union lange auch für hohe Ämter gehandelt wurde, steht vor allem für den CDU-Spendenskandal. Ein gegen ihn ergangener Haftbefehl brachte im November 1999 die Affäre ins Rollen. Der Bundestag setzte einen Untersuchungsausschuss ein, der sich mit den Vorwürfen der illegalen Parteienfinanzierung in der Ära von Helmut Kohl beschäftigte. Kiep hat stets jedes Wissen über ein System von Schwarzgeldkonten bestritten.
Schon Anfang der 1990er-Jahre war Kiep wegen fortgesetzter Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Dabei ging es um der CDU zugedachte und über eine „Waschanlage“zugeflossene Spenden namhafter deutscher Unternehmen in der Gesamthöhe von damals 17,5 Millionen Mark (knapp 9 Mio. Euro). Ein Jahr später hob der Bundesgerichtshof das Urteil wegen Rechts- und Verfahrensmängeln auf.
Kiep, ein Mann mit unbestrittenen politischen Talenten, hat auch sehr gute Zeiten in seiner Partei erlebt. 1976 war er Finanzminister in Niedersachsen. 1980 gehörte er dem Schattenkabinett von Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß (CSU) an. 1982 wurde er Spitzenkandidat der CDU bei den Wahlen in Hamburg, verlor aber gegen Klaus von Dohnanyi von der SPD.
In der Hansestadt wurde Kiep am 5. Januar 1926 geboren. Der Vater war Bankdirektor, die Mutter stammte aus einer nationalliberalen Politikerfamilie. Kiep besuchte die Schule in Hamburg und Istanbul. Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Frankfurter Metall-Gesellschaft und ersten beruflichen Schritten als Autoverkäufer bei Ford und in der Versicherungsbranche trat Kiep 1961 in die Union ein. 1965 wurde er Bundestagsabgeordneter, 1967 Schatzmeister des hessischen Landesverbands. Vier Jahre übernahm er dieses Amt auch im Bund.