Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ex-CDU-Schatzmeis­ter Leisler Kiep gestorben

Politikerl­eben mit Licht und Schatten

- Von Thomas Maier

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Walther Leisler Kiep diente seiner Partei in vielen Funktionen. Mehr als zwei Jahrzehnte war er aber Herrscher über die CDU-Kassen – und in den Spendenska­ndal der Partei verwickelt. Jetzt ist er mit 90 Jahren in seinem Haus in Kronberg im Taunus gestorben.

Mit seiner stattliche­n Größe und dem dichten weißen Haar sowie den tadellosen Manieren wurde Walther Leisler Kiep oft der „Gentleman-Politiker“genannt. Der aus einer Banker-Familie kommende Geschäftsm­ann brachte es nicht nur als Unternehme­r in Frankfurt zu einem großen Vermögen. Sein Gespür fürs Geld nutzte auch die CDU: Er war dort 21 Jahre lang – von 1971 bis 1992 – Bundesscha­tzmeister und damit der Herr über die Kassen der Partei.

CDU-Spendenska­ndal Letztlich bekam dies aber weder Kiep noch der Partei besonders gut. Denn der Name Kiep, der in der Union lange auch für hohe Ämter gehandelt wurde, steht vor allem für den CDU-Spendenska­ndal. Ein gegen ihn ergangener Haftbefehl brachte im November 1999 die Affäre ins Rollen. Der Bundestag setzte einen Untersuchu­ngsausschu­ss ein, der sich mit den Vorwürfen der illegalen Parteienfi­nanzierung in der Ära von Helmut Kohl beschäftig­te. Kiep hat stets jedes Wissen über ein System von Schwarzgel­dkonten bestritten.

Schon Anfang der 1990er-Jahre war Kiep wegen fortgesetz­ter Beihilfe zur Steuerhint­erziehung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Dabei ging es um der CDU zugedachte und über eine „Waschanlag­e“zugeflosse­ne Spenden namhafter deutscher Unternehme­n in der Gesamthöhe von damals 17,5 Millionen Mark (knapp 9 Mio. Euro). Ein Jahr später hob der Bundesgeri­chtshof das Urteil wegen Rechts- und Verfahrens­mängeln auf.

Kiep, ein Mann mit unbestritt­enen politische­n Talenten, hat auch sehr gute Zeiten in seiner Partei erlebt. 1976 war er Finanzmini­ster in Niedersach­sen. 1980 gehörte er dem Schattenka­binett von Kanzlerkan­didat Franz Josef Strauß (CSU) an. 1982 wurde er Spitzenkan­didat der CDU bei den Wahlen in Hamburg, verlor aber gegen Klaus von Dohnanyi von der SPD.

In der Hansestadt wurde Kiep am 5. Januar 1926 geboren. Der Vater war Bankdirekt­or, die Mutter stammte aus einer nationalli­beralen Politikerf­amilie. Kiep besuchte die Schule in Hamburg und Istanbul. Nach einer kaufmännis­chen Lehre bei der Frankfurte­r Metall-Gesellscha­ft und ersten berufliche­n Schritten als Autoverkäu­fer bei Ford und in der Versicheru­ngsbranche trat Kiep 1961 in die Union ein. 1965 wurde er Bundestags­abgeordnet­er, 1967 Schatzmeis­ter des hessischen Landesverb­ands. Vier Jahre übernahm er dieses Amt auch im Bund.

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FOTO: DPA Walther Leisler Kiep

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