Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr Geld dank Betriebsrente
eringverdiener sorgen häufig nicht ausreichend fürs Alter vor – die Bundesregierung will nun Abhilfe schaffen und Betriebsrenten mithilfe staatlicher Zuschüsse attraktiver machen. Über ein entsprechendes Modell von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird jetzt in der Großen Koalition beraten. Zusammen mit der geplanten Solidarrente für Geringverdiener soll es helfen, die Vorsorgelücke bei Geringverdienern zu schließen.
So soll Arbeitgebern ein Zuschuss für die betriebliche Altersvorsorge von Geringverdienern gezahlt werden. Der Chef stockt diesen auf den vorgegebenen Mindestbetrag auf und legt ihn für eine Betriebsrente an. Der Plan geht auf Vorschläge aus einem Gutachten zurück, das im April vom Bundesfinanzministerium vorgelegt worden war. Es gehe um ein Zusatzangebot für Menschen mit sehr niedrigem Einkommen, erläutert Finanzstaatssekretär Michael Meister (CDU).
Wie hoch dieser Zuschuss sein wird, soll noch verhandelt werden. Das Gutachten für das Bundesfinanzministerium sieht eine Grenze von 18 000 Euro Bruttojahresgehalt vor. Für Arbeitnehmer, die weniger verdienen, könnte ein staatlicher Zuschuss von jährlich 154 Euro gezahlt werden. Der Arbeitgeber müsste zusätzlich mindestens 58,63 Euro aufbringen. Aus dem Bundesfinanzministerium heißt es jedoch, es sei das Ziel, dass Geringverdiener jährlich 400 bis 450 Euro für die Betriebsrente ansparen, ohne dass sich dadurch ihr Nettoeinkommen reduziere.
Anreize schaffen So ist eine Nettorente von 396,60 Euro möglich. Die Gutachter räumen ein, dass dies kaum ausreiche, um das Rentenniveau deutlich zu erhöhen. Der Zuschuss könnte Arbeitgeber und Arbeitnehmer jedoch dazu bewegen, zusätzliche Beiträge zu zahlen, so die Hoffnung.
Rund 17,8 Millionen Beschäftigte verfügen über eine BetriebsrentenAnwartschaft. Es geht um ein Ansparvolumen von bislang knapp zehn Milliarden Euro. Im Schnitt zahlten Arbeitnehmer zuletzt rund 362 Euro für ihre betriebliche Altersvorsorge. Es gibt verschiedene Modelle: Mit 3,25 Milliarden Euro wurde das meiste Geld in Direktversicherungen investiert, bei den Pensionskassen waren es 2,25 Milliarden Euro, bei Zusatzvorsorgeeinrichtungen 1,75 Milliarden Euro. Die Direktzusagen der Betriebe für Betriebsrenten beliefen sich zuletzt auf 1,25 Milliarden Euro.
Union und SPD wollen eine Lebensleistungsrente einführen. Die Altersbezüge von Geringverdienern sollen mit Steuermitteln aufgestockt werden. Wer den Rentenaufschlag erhalten will, muss 35 Beitragsjahre bis 2023 und danach 40 Jahre nachweisen können.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) plant darüber hinaus Änderungen des Betriebsrentengesetzes. Arbeitgeber und Gewerkschaften sollen demnach gemeinsam Pensionskassen und Pensionsfonds errichten, die den Beschäftigten eine Mindestleistung zusagen, so das Vorhaben des Ministeriums.