Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rückkehr zu alten Mustern
Griechenland ist auf einem guten Weg, behauptet die EU-Kommission. Ohne einen Schuldenschnitt und zusätzliche weitere Einsparungen kommt das Land niemals auf die Beine, sagt der Internationale Währungsfonds. Ein Fass ohne Boden, unreformierbar, urteilen viele EU-Experten hinter vorgehaltener Hand. Doch seriöse Prognosen sind gar nicht möglich. Aussagen über die Haushalts- und Wirtschaftsentwicklung der kommenden Jahre sind bestenfalls Spekulation, schlimmstenfalls Manipulation, denn sie rechnen mit zu vielen Unbekannten.
Der Konsens der großen Parteien, der nach dem BeinaheBankrott des letzten Sommers für kurze Zeit bestand, ist längst wieder dahin. Inzwischen läuft es nach altem Muster, wenn auch mit umgekehrten politischen Vorzeichen: Die griechische Regierung macht Zusagen in Brüssel, die Straße tobt, die Opposition im Parlament stimmt dagegen.
Doch selbst wenn die Regierung Tsipras die von der EU verordnete Rosskur überlebt und die Reformen umsetzen kann, weiß niemand, ob dadurch die Wirtschaft in Schwung kommt oder vollends abgewürgt wird. Die Arbeitslosigkeit ist unverändert hoch. Der Binnenkonsum geht durch die sozialen Einschnitte weiter zurück. Und die Erwartungen der Tourismusbranche, die ein Viertel des Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet, sind auch nicht strahlend, weil Eurokrisensitzungen und Flüchtlingsdramen Griechenlands Image als sorgloses Reiseland beschädigen.