Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Alles spricht für eine Herztampon­ade“

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WEINGARTEN (olli) - Zahlreiche Facebook-Nutzer zeigen sich betroffen vom Tod des Pferdes am vergangene­n Freitag beim Blutritt in Weingarten. Wenige Minuten nach dem Unglück am Freitag war Tierarzt und Veterinär Christoph Ganal vor Ort. Im Kurzinterv­iew mit Oliver Linsenmaie­r stellt er eindeutig klar: Das Tier ist an einer Art Herzinfark­t gestorben und nicht an Überanstre­ngung.

Im Internet wird spekuliert, das Pferd sei nicht an einem Herzinfark­t gestorben. Was sagen Sie dazu? Den Schilderun­gen der Reiter und Zuschauer, die das gesehen haben, ist klar zu entnehmen: Alles spricht für eine Herztampon­ade. Bei einem Genickbruc­h oder einem SchädelBas­is-Bruch wäre Blut aus der Nase gekommen. Das hätte man gesehen. Es hat nicht aus der Nase geblutet.

Also hatte es auch nichts mit Überanstre­ngung oder den warmen Temperatur­en zu tun? Es war nicht zu heiß. Es waren vormittags angenehme Temperatur­en. Das Tier war auch nicht nassgeschw­itzt. Zudem war das Pferd trainiert, genauso wie der Reiter. Sie sind sogar Turniere geritten.

Dennoch ist solch ein Ritt ja Stress für die Tiere. Das stimmt, aber Pferde können mit Stress sehr gut umgehen. Sie sind Fluchttier­e und stellen sich nicht der Gefahr. Wäre es zu viel Stress, würden sie also ausbrechen. Außerdem sind Pferde sozial lebende Tiere. Man kann sie super trainieren und auf Zuruf mit ihnen arbeiten.

Es gibt auch den Vorwurf, dass Tiere medikament­ös ruhiggeste­llt werden. Vereinzelt werden Tiere geringfügi­g sediert. Das sind aber maximal ein Prozent, also allerhöchs­tens 25 Tiere. Wir haben vor Ort fünf Tiere sediert und sie damit beruhigt. Was daheim in den Ställen geschieht, weiß ich aber natürlich nicht. Dennoch: Man sieht es den Tieren an, wenn sie sediert sind. Sollten sie dennoch nicht beruhigt werden, laufen sie nicht mit.

Dennoch wird der Ruf nach schärferen Kontrollen laut. Wir können keine 2500 Tiere kontrollie­ren. Das geht personell, aber auch vom Ablauf her nicht. In eine fließende Prozession kann man keinen Stop einbauen, um einzelne Tiere zu überprüfen.

Es wird gemunkelt, dass einige Reiter nicht nüchtern sind? Ein Bier kann man den Leuten nicht absprechen. Aber vor dem Ritt trinken sie so gut wie nichts – maximal ein Fläschchen Bier. Mehr geht auch gar nicht. Wenn sie mehrere Stunden im Sattel sitzen, wollen sie nicht aufs Klo müssen. Sonst haben sie schnell ein Problem.

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FOTO: ARCHIV Christoph Ganal

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