Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Deutschland ist Weltmeister in Sachen Selbsthilfe
Tag der Praxisanleitung an der Hochschule Ravensburg-Weingarten thematisierte Selbsthilfebewegung
WEINGARTEN (sz) - Begleitend zu Therapien bei Ärzten und Psychologen finden Betroffene oft in Selbsthilfegruppen Beistand. Der Tag der Praxisanleitung, der kürzlich an der Hochschule Ravensburg-Weingarten stattgefunden hat, machte die Selbsthilfe-Bewegung zum Thema.
„Deutschland ist nicht nur Fußballweltmeister, sondern auch Weltmeister in der Selbsthilfe“, sagte Jürgen Matzat, der als Psychologischer Psychotherapeut in Gießen arbeitet. „Wir haben rund 100 000 Selbsthilfegruppen auf örtlicher Ebene, darin zwei Millionen Mitglieder. Das ist ein unvergleichliches Fördersystem in Deutschland, das es so in keinem anderen Land der Welt gibt.“Matzat gab als Referent einen Überblick über die Entwicklung der Selbsthil- febewegung in Deutschland. Was 1953 mit der ersten Anonyme-Alkoholiker-Gruppe begann, hat sich inzwischen zu einem erfolgreichen System für Erkrankungen und Süch- te aller Art entwickelt.
Als Botschaft kristallisierte sich beim Tag der Praxisanleitung heraus: Wer Hilfe sucht, wird sie auch bekommen, da es in Deutschland mitt- lerweile nahezu für jede Erkrankung oder Sucht ein Angebot gibt. Selbsthilfegruppen stoßen auf hohen Zuspruch. „Die Selbsthilfebewegung ist ein Thema, das uns schon seit Jahrzehnten beschäftigt und auf den Fahnen der Sozialen Arbeit steht“, sagte Alfred Plewa, Professor im Studiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Ravensburg-Weingarten und Organisator des Tages der Praxisanleitung. „Uns ist wichtig, dass Selbsthilfegruppen und Fachleute zusammenarbeiten, denn das Thema Selbsthilfe geht uns alle an.“Zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen von Selbsthilfegruppen aus der Region waren an die Weingartener Hochschule gekommen und tauschten sich in einer Diskussionsrunde über aktuelle Herausforderungen aus.