Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Plattenkiste
James McCartney: The Blackberry Train ielleicht nicht unbedingt ein Fünf- Sterne- Menü, aber es geht doch ganz schmackhaft hinein ins Ohr: das neue Album „ The Blackberry Train“( Rough Trade) von James McCartney ( 39), genau, McCartney. Sein Vater, Bassist der Beatles, gilt als einer der Mitbegründer der modernen Popmusik und war der Konterpart John Lennons. McCartney Junior erfindet den Pop auf „ The Blackberry Train“keineswegs neu – wäre auch zu viel verlangt. Und ehrlich gesagt bewegt er sich mit seinen elf neuen Songs letztlich auch brav auf dem Terrain, auf dem sich sein Vater in den vergangenen Jahrzehnten ausgetobt hat. Irgendwo zwischen Alternative Rock, Pop, Psychedelic und Folk. Nur alles meist ein wenig stärker verzerrt. James McCartney versucht erst gar nicht – und das macht sein Album sympathisch – dem musikalischen Übervater das Wasser zu reichen. Da hätte er keine Chance. Stattdessen rockt und rollt er einfach drauf los und lässt hin und wieder sogar Luft für verspielte Elemente, wie sie vor allem das Spätwerk der Beatles prägten. Sicher kein schlechtes, das zweite Album des McCartney- Sprosses; wenn auch im Bereich des Songwritings noch ein wenig Luft nach oben besteht. Musikalisch jedoch astrein. Interessant wäre es zu hören, wie sich Nachkommen eines jeden der vier Beatles in einer Band anhören würden, eine Idee übrigens von James McCartney. Einer immerhin unterstützte ihn bereits auf „ The Blackberry Train“: Dhani Harrison, Sohn des „ stillen Beatle“, George Harrison. ( rau) Julian Le Play: Zugvögel er österreichische Sänger und Songwriter Julian Le Play hat sein drittes Album „ Zugvögel" ( Universal) vorgelegt. Im Mittelpunkt stehen Freiheit, Sehnsucht und Fernweh und natürlich befasst sich der 24- Jährige auch mit der Liebe und allen weiteren zwischenmenschlichen Variablen. Der Opener und Albumtitel „ Zugvögel“steht symptomatisch für das Album, seine Musik und seine Gefühlslage. „ Ich flieg wie die Zugvögel hinter der Sonne her.“Le Play will ausbrechen, sieht die Zugvögel als Synonym für Freiheit. Eine homogene Gruppe, die gemeinsam das schöne, helle Ziel erreichen möchte. „ Wenn du auch alleine bist, dann fliegt doch einfach mit.“Mit seiner bildreichen Sprache versucht Julian Le Play Geschichten in die Gedanken der Zuhörer zu singen. Seine Stimme hat eine eigenartige, raue und markante Note. Mit ein wenig Fantasie lässt sich eine Mischung aus Xavier Naidoo und Udo Lindenberg erkennen. Die Musik des österreichischen Sängers kann in die Kategorie Pop und Soul eingeordnet werden und wird durch ruhige Balladen aufgeweicht sowie mit Elektro- Beats angereichert. Anspieltipp: „ Starke Schulter“. Live: 22.5. Stuttgart, Das Cann; 23.5. München, Ampere. ( emp)