Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aus für Platini
Der Cas zieht den ehemaligen Uefa-Präsidenten für vier Jahre aus dem Verkehr
ZÜRICH/LAUSANNE (SID/dpa) - Rien ne va plus, Michel Platini! Die Funktionärskarriere des tief gefallenen Uefa-Präsidenten ist endgültig vorbei. Nachdem der Internationale Sportgerichtshof Cas den Franzosen am Montagmorgen letztinstanzlich für vier Jahre aus dem Verkehr gezogen hatte, trat Platini umgehend als Chef der Europäischen Fußball-Union zurück.
„Ich nehme die Entscheidung des Cas zur Kenntnis, erachte sie allerdings als große Ungerechtigkeit. Wie mit den nationalen Verbänden vereinbart, trete ich von meinem Amt zurück, um nun vor den Schweizer Gerichten den Kampf für Gerechtigkeit voranzutreiben“, ließ Platini über seine Anwälte mitteilen. Der Franzose kündigte an, vor Schweizer Zivilgerichten gegen das Urteil vorgehen zu wollen.
In ihrer Urteilsbegründung wählten die drei Cas-Richter eindeutige Worte in der Bewertung der Vorgänge aus dem Jahr 2011. Zwei Millionen Schweizer Franken hatte Platini von Blatter bekommen, nach Angaben des Funktionärsduos ein verspätetes Gehalt für Platinis Dienste um die Jahrtausendwende. Verbucht wurde die Summe in den Fifa-Büchern aber nicht. „Die Kammer ist nicht überzeugt von der Rechtmäßigkeit der Zahlung“, hieß es in der Mitteilung. Zudem soll Platini von der Verlängerung eines Altersvorsorgeplans profitiert haben, „zu der er nicht berechtigt war“. Die Kammer halte eine lange Sperre „im Lichte der Spitzenfunktion von Herrn Platini, der Abwesenheit jeglicher Reue und des Einflusses dieser Sache auf den Ruf der Fifa“für gerechtfertigt.
Allerdings reduzierte der Cas die von den Fifa-Ethikern verhängte Sperre um zwei Jahre. Dennoch macht das Urteil eine Kandidatur Platinis als Fifa-Präsident im Mai 2019 unmöglich und bringt die Europäische Fußball-Union, deren Chef Platini seit 2007 war, in arge Zeitnot. Eigentlich sollte während der EM, dem wichtigsten Turnier der Uefa, das am 10. Juni beginnt, ein Präsident auf den Rängen sitzen. Aber Platini wird die EM im eigenen Land definitiv nicht als Funktionär auf der Tribüne verfolgen können.
Knapp drei Wochen vor der EM soll nun in einer Krisensitzung beim Europa-League-Finale am 18. Mai in Basel das weitere Vorgehen be- schlossen werden. „Das Exekutivkomitee wird die weiteren Schritte diskutieren, darunter auch die Terminierung eines Wahlkongresses. In der Zwischenzeit wird es keinen Interimspräsidenten geben“, teilte der Verband am Montag mit.
Bei der Suche nach einem Nachfolger will der Deutsche FußballBund (DFB) eine tragende Rolle spielen. „Der DFB wird in den kommenden Tagen mit den europäischen Verbänden und Wolfgang Niersbach als deutschem Mitglied im Uefa-Exekutivkomitee darüber beraten, wer als neuer Präsident des europäischen Verbandes infrage kommt“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel, der nun die Chance „für einen notwendigen Neuanfang“sieht.
Dass ein neuer Präsident schon zur Fußball-Europameisterschaft im Amt ist, bezweifelt Niersbach: „Es ist theoretisch möglich, noch vor der EM einen neuen Präsidenten zu wählen, aber nach meiner aktuellen Einschätzung eher unwahrscheinlich.“Derzeit führt der spanische Vize Angel Maria Villar Llona (66) die Geschäfte bei der Uefa.