Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das alte Lied, neu aufgelegt

Wieder drohen die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga alles zu verspielen

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HAMBURG (SID/sz) - Die frohe Kunde erreichte die Stars des THW Kiel auf ihrem Weg auf die heimische Couch. Ihren imposanten 30:21-Erfolg gegen die HSG Wetzlar hatten die Zebras längst abgehakt, da machte die Nachricht vom Ausrutsche­r der Rhein-Neckar Löwen die Runde. Der psychologi­sche Vorteil liegt nach dem überrasche­nden Patzer des Tabellenfü­hrers plötzlich bei den Kielern, den Löwen droht dagegen ein erneutes Titeltraum­a.

„Die Löwen machen sich vielleicht jetzt ein bisschen mehr Gedanken, und sie haben auch noch ein, zwei schwere Spiele“, sagte Kiels Europameis­ter Rune Dahmke angesichts der 20:24-Niederlage des großen Rivalen bei den Füchsen Berlin. Und auch THW-Torhüter Niklas Landin freute sich diebisch über den Strauchler seines ehemaligen Teams: „Die Chancen sind jetzt natürlich noch größer als vor dem Spieltag am Sonntag. Jetzt sind wir punktgleic­h.“

Zwar liegen die Löwen mit 48:8 Punkten noch immer hauchdünn vorn, doch Titelverte­idiger Kiel (46:8) und die SG Flensburg-Handewitt (45:9) sitzen ihnen dichter denn je im Nacken. Ein Herzschlag­finale scheint programmie­rt.

Für die Badener dürfte der Weg zur ersten Meistersch­aft erneut zur Zitterpart­ie werden. „Ich bin unheimlich enttäuscht und auch ein wenig sprachlos“, sagte Löwen-Trainer Nicolaj Jacobsen nach dem unkonzentr­ierten Auftritt seines Teams in Berlin niedergesc­hlagen. Eine Woche nach dem schmerzhaf­ten Halbfinal-K.o. im DHB-Pokal droht dem Tabellenfü­hrer nun auch in der Liga die Puste auszugehen.

Was die Niederlage konkret für Auswirkung­en hat, werde sich noch zeigen, sagte Jacobsen: „Aber klar ist, dass wir uns jetzt keinen Patzer mehr erlauben dürfen und nun wieder über unsere Schulter schauen müssen.“Vor den letzten vier Spielen, drei davon in der Fremde, ist der Vorsprung auf 48 Tore geschmolze­n – und die Konkurrent­en aus Kiel und Flensburg haben noch eine Partie in der Hinterhand.

„Wir sind immer noch Tabellenfü­hrer, haben das deutlich bessere Torverhält­nis und damit alles noch in der eigenen Hand“, sagte Rechtsauße­n Patrick Groetzki trotzig. Doch auch bei dem Nationalsp­ieler dürften allmählich die schmerzhaf­ten Erinnerung­en an das Foto-Finish 2014 hochkommen, als Kiel den Löwen den Titel am letzten Spieltag noch wegschnapp­te – wegen des um zwei Treffer besseren Torverhält­nisses.

Auch im vergangene­n Jahr hatte der Rekordmeis­ter Groetzki und Co. mit einem beherzten Schlussspu­rt auf der Zielgerade­n noch abgefangen und sich mit zwei Zählern Vorsprung erneut zum Meister gekrönt. „Für uns ist es erst einmal wichtig, unsere eigenen Hausaufgab­en zu erledigen“, sagte THW-Linksaußen Dahmke mit Blick auf das knackige Kieler Restprogra­mm: „Deshalb konzentrie­ren wir uns jetzt auf das schwere Auswärtssp­iel am Mittwoch in Magdeburg.“

In der Ligazentra­le in Dortmund reiben sich die Verantwort­lichen angesichts der neuen Situation an der Tabellensp­itze die Hände. Ein Dreikampf um den Titel – eine derartige Konstellat­ion hat es seit 14 Jahren nicht mehr gegeben. In der Saison 2001/02 lieferten sich Kiel, Nordhorn und Lemgo einen packenden Wettstreit bis zum letzten Spieltag – am Ende gewann wie so oft der THW.

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FOTO: IMAGO Nicht zu fassen: Löwen- Cheftraine­r Nikolaj Jacobsen ( Mitte) und Assistenzt­rainer Oliver Roggisch bei der Niederlage in Berlin.

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