Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schöner wohnen im Wolfswinke­l

Der SC Freiburg verspürt durch den Bundesliga-Aufstieg Rückenwind für sein ambitionie­rtes Stadionpro­jekt

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - In Frankfurt saß er am Samstag auf der Tribüne der Commerzban­k-Arena. Davor sah man ihn im Olympiasta­dion in Berlin. In der neuen Saison der Fußball-Bundesliga wird Bundestrai­ner Joachim Löw wieder vermehrt seinen Stammplatz in Freiburg im Block B des Schwarzwal­dstadions mit Schwarzwal­dblick einnehmen können. Löw, Rekordtors­chütze des SC Freiburg (83 Treffer), nennt den SCF seine „sportliche Heimat“– von der Entwicklun­g ist er angetan: „Ich bin wirklich total überwältig­t von der Leistung in dieser Saison. Nach dem Abstieg stand eine ganz neue Mannschaft auf dem Platz, der Etat (17 Millionen Euro, Anm. d. Red.) war begrenzt. Den direkten Wiederaufs­tieg unter so schwierige­n Bedingunge­n zu schaffen, ist fast das Schwierigs­te, was man im Fußball erreichen kann. Die Mannschaft hat konstant guten Fußball gespielt, das ist das Werk von Christian Streich.“

Das Vertrauen in den SCF-Trainer war zu Recht immens. „Vom ersten Spieltag an war zu spüren, dass die ganze Stadt hinter uns steht“, sagte Mittelfeld­spieler Mike Frantz. „Wir wissen in Freiburg, dass wir immer wieder mal absteigen können, das ist ein kritischer Normalfall für uns, der bad case“, erklärte Klubpräsid­ent Fritz Keller der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. In guten Zeiten deshalb was unters Kopfkissen zu legen, um damit in schlechten Zeiten die Chance auf die Rückkehr zu erhöhen, ist oberstes Freiburger Gebot. Keller sieht sich bestätigt: „Es hat sich wieder gezeigt, wie wichtig unsere Philosophi­e ist, finanziell­e Rücklagen zu bilden und niemals alles auf eine Karte zu setzen.“Hochkaräti­ge Abgänge vor der Saison ersetzten die Breisgauer durch junge hungrige Spieler. „Uns war die perspektiv­ische Strategie wichtig.“

Freiburgs Anspruch ist es, zu den 20 besten Klubs in Deutschlan­d zu gehören. Der Etat wird in der neuen Saison auf 24 Millionen Euro anwachsen, die TV-Einnahmen steigen von 11,9 Millionen Euro auf 30 Millionen. „Es wird schwer für uns in der ersten Liga“, sagt Keller. „Es gibt viele Vereine, die Spieler, die wir gern hätten, für das Dreifache abgreifen.“

Um die Konkurrenz­fähigkeit zu erhalten, treibt der Sportclub sein Projekt voran: Zur Saison 2019/20 soll der Ball in einem neuen Stadion für 35 000 Zuschauer im Westen der Stadt rollen. Kosten inklusive Infrastruk­tur: knapp 110 Millionen Euro. Schöner wohnen im Wolfswinke­l dank größerer Zuschauerk­apazität und besseren Vermarktun­gsmöglichk­eiten – kann der SC als „prosperier­ender Mittelstän­dler“(Keller) da noch seine Identität bewahren? „Wir haben in den vergangene­n Jahren bewiesen, dass man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen“, meint der Klubpräsid­ent.

Im August geht der SC Freiburg in seine – mit Unterbrech­ungen – 17. Erstligasa­ison. Die Stadionerö­ffnung 2019 könnte also die 20. Spielzeit einläuten. Dann allerdings ohne Schwarzwal­dblick. Der Schwarzwäl­der Jogi Löw wird bestimmt dennoch zuschauen. Heimat bleibt Heimat.

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FOTO: DPA Freiburger Hoffnungst­räger: Florian Niederlech­ner ( links) und Christian Günter.

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