Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das neue Machtgefüg­e

- Von Klaus Nachbaur k. nachbaur@ schwaebisc­he. de

Eine grüne Überraschu­ng, eine schwarze Überraschu­ng und – wenig überrasche­nd – ein neuer starker Mann bei der CDU: Die Kabinettsa­rchitektur der Stuttgarte­r Kiwi-Koalition macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck. Seit Dienstag ist endgültig klar, wer bei den schwer gebeutelte­n baden-württember­gischen Christdemo­kraten künftig den Ton angibt. Thomas Strobl ist nicht nur CDU-Landeschef, er besetzt mit dem Innenminis­terium auch eines der wichtigste­n Ressorts, und zugleich wird er stellvertr­etender Ministerpr­äsident.

Mit der Nominierun­g der Unternehme­rin und Kommunalpo­litikerin Nicole Hoffmeiste­r-Kraut für das Amt der Wirtschaft­sministeri­n ist Strobl ein Überraschu­ngscoup gelungen. Die 43-Jährige steht nicht nur für den vielfach eingeforde­rten frischen Wind in der Partei, mit ihr ist auch einer Frau der Aufstieg in ein – um die Bereiche Arbeit und Wohnungsba­u aufgewerte­tes – Schlüsselr­essort gelungen. Es wird ihr den Start allerdings erschweren, dass sie keine Erfahrung in der Leitung einer Großbürokr­atie hat. Mit der designiert­en Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann haben immerhin zwei von fünf CDU-Ministerie­n eine Frau an ihrer Spitze – nicht schlecht für eine sogenannte Altherrenp­artei.

Die grüne Überraschu­ng ist der neue Sozialmini­ster Manfred Lucha. Auch der aus Bayern stammende Ravensburg­er hat keinerlei Erfahrung in der Leitung einer großen Behörde. Man darf gespannt sein, ob der bisweilen zu impulsiven Auftritten und zur Selbstinsz­enierung neigende 55Jährige jenes Gespür für ausgleiche­nde Autorität entwickeln wird, das für ein Ministeram­t unabdingli­ch ist.

Und dann ist da noch der gescheiter­te Spitzenkan­didat der CDU, Guido Wolf. Man kann in ihm schon den Verlierer des Machtpoker­s identifizi­eren. Sehr prestigetr­ächtig ist das Justizmini­sterium nicht. Aber mit der gleichzeit­igen Zuständigk­eit für Europapoli­tik hat Wolf durchaus die Chance, sich in den kommenden fünf Jahren zu profiliere­n. Seinen Machtverlu­st hat er jedenfalls ziemlich souverän weggesteck­t.

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