Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Alle Gründer haben eine große Vision“
Christian Heckmann bringt etablierte Unternehmen und Startups zusammen
KONSTANZ - Reisen bildet. Vor allem, wenn man hinter die Kulissen innovativer Unternehmen schauen kann. Genau diese Kontakte stellt Startup-Tours.com aus Konstanz her. Der Bedarf ist da, sagt Gründer Christian Heckmann im Gespräch mit Kerstin Conz. Schon im ersten Jahr war er mit Kunden auf der ganzen Welt unterwegs.
Wer bucht Startup-Tours? Meine Kunden sind vor allem Unternehmensleiter oder leitende Angestellte von großen Unternehmen und Mittelständlern. Unter anderem habe ich Touren mit Managern von Ford, der Konsumgüterindustrie (Procter & Gamble) und dem Finanzsektor - etwa der Schweizer Privatbank Schroder & Co - unternommen. Demnächst mache ich eine Reise mit Playern der Immobilienbranche.
Welche Startups werden besucht? Bekannte Adressen waren Number26, ein Startup aus dem Finanzbereich, die Nachrichtenapp Flipboard und die deutsche Startup-Schmiede Rocket Internet. Mit den Immobilienexperten besuchen wir Startups, die gerade eine Disruption in diesem Bereich vorbereiten. In der Planung ist eine Health-Tech-Tour durch die Innovationen im Gesundheitswesen.
Wie können etablierte Unternehmen von Startups profitieren? Viele Innovationen passieren heute durch Startups und damit außerhalb der eigenen Forschungsabteilungen. Durch Kooperationen, Zukäufe oder Investitionen können sich die etablierten Unternehmen besser aufstellen und die Startups finden Partner für ihr Wachstum. Das ist für beide Seiten interessant. Ziel einer solchen Reise ist immer, die Kunden bei der digitalen Transformation ihres eigenen Unternehmens zu unterstützen.
Wohin gehen die meisten Reisen? Nach wie vor in die USA. Dort passiert auch am meisten. Nicht nur im Silicon Valley mit Tesla und Co., sondern auch an der Ostküste rund um New York und Boston. Daneben gibt es Städte wie Seattle und Chicago, die auch sehr spannend sind. In Chicago etwa, wo wir Anfang des Jahres waren, passiert viel im Bereich Mobile. Meine nächste Reise geht nach Montreal, wo wir Startups aus der Medienbranche besuchen.
Unterscheiden sich die Gründer in Deutschland von denen im Silicon Valley, oder ticken Gründer überall gleich? Gewisse Gemeinsamkeiten gibt es. Alle Gründer haben eine große Visi- Ursprünglich hat Christian Heckmann ( 38) in Zürich ehrenamtlich für einen Verband Startup- Touren organisiert. Irgendwann machte ihm dieser „ Nebenjob“mehr Freude, als seine eigentliche Tätigkeit als Social Media Manager. Auf der on, Enthusiasmus, Mut und den Biss, nicht aufzugeben. Interessanterweise sind die Top-Gründerszenen in London, Berlin oder auch im Silicon Valley alle ziemlich international.
Wo sitzt die deutsche Gründerszene? Vor allem in den Metropolen Berlin, München, Hamburg und im Ruhrgebiet.
Wie würde eine Reise durch Süddeutschland aussehen? Da bin ich natürlich Lokalpatriot. Neben München finde ich das Drei- Suche nach einem passenden Job stellte der Betriebswirt fest, dass es nichts dergleichen gibt. Zusammen mit seiner Frau Ony machte Heckmann sich 2015 in Konstanz selbstständig. Infos unter www. startup- tours. com. ( sz) ländereck am Bodensee recht spannend. Es gibt zum Beispiel in Konstanz Deutschlands führendes Ärztenetzwerk Coliquio, eine Art Facebook für Ärzte. Dieses Start-up kann sich mit Sicherheit mit Berliner Startups messen. Außerdem gibt es hier schon erfolgreiche Gründer, die jetzt teilweise als Business Angels aktiv sind.
Die Bundesregierung möchte Startups besser fördern. Wie schafft man so ein Ökosystem, in dem Startups gut gedeihen? Grundsätzlich gilt: Viele Startups ziehen noch mehr Startups an. Es braucht also nicht mehr Gesetze oder Subventionen. Der Staat sollte sich eher um ein gesundes Umfeld für Startups, also um eine exzellente Infrastruktur kümmern. Eine große Rolle spielen auch starke Hochschulen und Investorennetzwerke. Wenn es dann noch bezahlbare Wohn- und Büroräume gibt, ist schon viel getan. Eine gute Startup-Kultur fängt aber im Grunde schon an den Schulen an.