Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schäden am Kölner Dom werden sichtbar
Laserscanner ermöglichen 3-D-Vermessung der Kathedrale
KÖLN (KNA) - Der Kölner Dom ist mit Lasertechnik digital erfasst worden. Die bei den Scan-Arbeiten gesammelten Daten ermöglichten eine dreidimensionale Darstellung der Kathedrale, erläuterten Vertreter der Dombauhütte und der am Projekt beteiligten Fachhochschule Fresenius am Dienstag in Köln. Die im Innenraum und an der Außenfassade gewonnenen Aufnahmen dienen einer Schadensanalyse des Bauwerks.
Bei Norman Jankowski kommt beides zusammen: Er studiert nicht nur Design-Technik, sondern ist auch noch Kletter-Sportler. Damit hat er alle Voraussetzungen für ein besonderes Projekt: Ganz legal hat er die Spitzen des Kölner Doms erklimmen dürfen – gesichert, aber mit einem neun Kilo schweren Laserscanner auf dem Rücken. Den brauchte er, um die Turmhelme digital zu vermessen – Grundlage für eine 3-DDarstellung der Kathedrale.
Eine Million Punkte pro Sekunde Mit der Fachhochschule Fresenius in Köln hat sich die Dombauhütte im vergangenen Jahr daran gemacht, das „Steingebirge“in zwei Phasen von innen und von außen mit hochwertiger und an der Edinburgher HeriotWatt-University entwickelten Lasertechnik zu erfassen. Jankowski und 32 Mitstudenten um Kommunikationsdesign-Professor Chris Wickenden feuerten per Scanner innerhalb von drei Wochen 660-mal auf das Bauwerk und tasteten dabei jeden Millimeter ab – eine Million Punkte pro Sekunde. „Eine perfekte Momentaufnahme vom Dom“, be- schreibt Jörg Sperner das Ergebnis. Der Assistent des Dombaumeisters hat das Projekt begleitet – und kann genau sagen, wozu die zwei Terabyte Daten dienen sollen.
Einzelne Bilder sind schon gewonnen, und sie erinnern ein wenig an die Thermografie-Fotos von zu dämmenden Häusern – nur dass die Bilder erheblich präzisere Konturen und filigranere Strukturen preisgeben. Damit lassen sich an sämtlichen Stellen des Gotteshauses Sturm-, Witterungs- oder Kriegsschäden erkennen, auch Wassereinbrüche und Wärmebrücken. Die Bilder können laut Sperner helfen, notwendige Res- taurierungsarbeiten schneller und einfacher zu planen und auszuführen. Nicht zuletzt können sie eine Grundlage für die Entscheidung bieten, ob bei Rissen sofort einzugreifen ist oder erst einmal abgewartet werden kann.
Veränderungen erkennen Sperner nennt noch einen Vorteil des „3Dom“-Projekts: In fünf oder zehn Jahren könnten die Laserscanner ein weiteres Mal auf die Kathedrale losgelassen, alte und neue Bilder verglichen und damit Veränderungen an der Bausubstanz festgestellt werden.
35 000 Euro hat sich die Dombauhütte das Projekt kosten lassen. Und doch spricht Sperner von einem Spareffekt. Um etwa nur den 57 Meter hohen Helm des Nordturms mit den klassischen Methoden zu vermessen, müsste dafür ein kompliziertes Gerüst aufgebaut werden. Schon allein das wäre ein riesiger zeitlicher und finanzieller Mehraufwand im Vergleich zu der jetzt eingesetzten Summe, mit der Daten über das komplette Gotteshaus gewonnen wurden. Mit den herkömmlichen Methoden würde es zudem Jahrzehnte dauern, die gleichen Ergebnisse zu erzielen.