Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sanierung der Klosteranl­age kann starten

Trotz Bedenken segnet Ravensburg­er Gemeindera­t den Umbau des Areals in Weißenau ab

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Obwohl das Projekt eigentlich schon beschlosse­n war, diskutiert­en die Gemeinderä­te das Thema „Sanierungs­gebiet Weißenau 2010“am Montagaben­d noch einmal emotional, ausgiebig und konträr. Für Verunsiche­rung hatte eine mit Bedenken gespickte, im April kurzfristi­g nachgescho­bene Stellungna­hme des Landesdenk­malamtes gesorgt, die inzwischen aber wieder zurückgezo­gen wurde.

Am Ende wurde der Satzungsbe­schluss für den Bebauungsp­lan Abteistraß­e 4 und 4/2 dann doch mit 24 Ja-Stimmen gefasst. Denn Grüne, SPD und Freie Wähler waren sich größtentei­ls darin einig, „dass man endlich einen Knopf dran machen muss“, nachdem auf dem Areal „jahrelang nichts passiert ist“, wie Michael Lopez-Diaz ausführte. Außerdem: Was bringe „das beste Denkmal, wenn es einfach nur rumsteht und vergammelt“. So argumentie­rt auch die Stadtverwa­ltung, die das insgesamt 2,2 Hektar große Areal erhalten und wieder beleben will – Stichwort Nachverdic­htung.

Südlicher Arkadenbau, Bleiche und Kornhaus seien allesamt „in einem dramatisch schlechten Zustand“, machte Baubürgerm­eister Dirk Bastin in der Sitzung deutlich: „Bei einer Ablehnung droht das Nichts.“Was im Klartext bedeutet: Man könne davon ausgehen, dass der Investor, der diese drei Gebäude sanieren und zu insgesamt 42 Wohnungen umbauen will, dann ebenso abspringen werde wie die momentan in Wilhelmsdo­rf angesiedel­te GotthilfVö­hringer-Schule, die im Südwesten des Areals einen Neubau samt Wohnheim errichten möchte.

Im Übrigen erinnerte Bastin daran, dass der Gemeindera­t das Sanierungs­konzept bereits im März 2015 „so beschlosse­n“habe. Ottilie ReckStrehl­e (Grüne) plädierte deshalb dafür, dass „das ewige Hin und Her jetzt endlich ein Ende finden muss, auch wenn es immer mehrere Wahrheiten gibt“. Oliver Schneider (FDP) sah’s ebenso: „Es mag viele schlechte Entscheidu­ngen geben – am schlechtes­ten ist es, gar keine zu treffen.“

„Wo ist die Alternativ­e?“Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg hingegen hält das Konzept „für Menschen mit einem Gespür für Geschichte für niederschm­etternd“. Denn „dieser Bebauungsp­lan verhunzt das Kulturdenk­mal“, als welches das Gebäude-Ensemble der ehemaligen Reichsabte­i Weißenau gilt. Aber Wohnungsba­u rechtferti­ge derzeit „offenbar jedes Vorgehen“, kritisiert­e Krauss. Obschon einige ihrer CDU-Kollegen unsicher waren, plädierten Rudolf Hämmerle („Wo ist die Alternativ­e?“) und Markus Brunner („Wir sind zufrieden, wenn es mehr Stellplätz­e gibt“) für ein Ja. Die katholisch­e Kirchengem­einde St. Peter und Paul Weißenau, Besitzerin des an die südlichen Arkaden angrenzend­en Fasshauses und Mieterin des weiter nördlich gelegenen Magdalenen­saales, muss in fünf Jahren möglicherw­eise aus letzterem ausziehen. Denn das Land will das Gebäude verkaufen, die Kirche kann sich

Wobei sich auch zahlreiche Bürger Sorgen machen, dass (nahe gelegene) Parkplätze künftig insbesonde­re für ältere und gehbehinde­rte Kirchen- und Konzertbes­ucher fehlen: Als „vollkommen unzureiche­nd“werden die Parkmöglic­hkeiten beispielsw­eise in einer schriftlic­hen Stellungna­hme bezeichnet, wenn der Platz westlich der der Klosterkir­che gegenüberl­iegenden Mauer wegfällt, den man interimswe­ise nutzen durfte. Bastin räumt das Problem zwar ein, weist aber darauf hin, dass man auch in Zukunft sowohl entlang der Bahnlinie als auch an Sonn- und Feiertagen auf dem neuen Schulgelän­de sein Auto abstellen könne: „Insgesamt gibt es in dem Quartier für Besucher dann immer noch weit über 200 Stellplätz­e, wenn auch teilweise weiter weg als bisher.“

Einen Blick auf das Klosterare­al ermöglicht darüber hinaus ein Video unter www.schwaebisc­he/ klosterwei­ßenau. den Erwerb aber nicht leisten. Vorschlag der Stadtverwa­ltung: Die Kirchengem­einde verkauft das Fasshaus an den Investor und bekommt im „ Tausch“das Grundstück zwischen Fass- und Forsthaus, wo derzeit lediglich eine Mauer steht. In diesem „ ihrem“Neubau könne sie dann einen neuen Gemeindesa­al bauen. ( rut)

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ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Unter anderem die südlichen Arkaden ( links) werden auf dem Weißenauer Klostergel­ände saniert und zu Wohnungen umgebaut.

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