Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Spinnenfund bei Albstadt bleibt ein Rätsel
Experten können nicht sagen, ob im Kokon an einer Banane giftige Wanderspinnen sind
ALBSTADT - Der Spinnenfund an einer Banane, der Ende April in Tailfingen für Aufsehen gesorgt hat, kann nicht mehr näher bestimmt werden. Das berichtet die Polizei. Es bestand der Verdacht, dass es sich um eine giftige brasilianische Wanderspinne handelt, die als sehr aggressiv gilt und auch für den Menschen gefährlich werden kann.
Was war passiert? Ein Kunde hatte am 20. April in einem Tailfinger Einkaufsmarkt Bananen eingekauft. Am Abend bemerkte er in einer der Früchte eine netzumwickelte Spinne. Der Mann begann zu recherchieren und hegte in der Folge den Verdacht, dass es sich möglicherweise um eine giftige Bananenspinne handelt, die gelegentlich tatsächlich mit Bananentransporten nach Europa gelangen kann.
Der Mann sicherte die Banane samt dem Insekt in einem dichten ANZEIGEN Gefäß und informierte gegen 21 Uhr die Polizei.
Nach sofortiger Rücksprache mit Verantwortlichen des Marktes wurde vereinbart, das bereits geschlossene Kaufhaus bis zur Klärung des Sachverhalts nicht mehr zu öffnen. Am Morgen danach wurde der unverpackte Obst- und Gemüsebestand entfernt und das Areal von einem Desinfektor überprüft. Dieser stellte keinen weiteren Insektenbefall fest. Die Türen wurden nach Abschluss der Prüfung wieder geöffnet.
Spinnenbrut ist tot Inzwischen hat die Polizei den Kokon in der Stuttgarter Wilhelma untersuchen lassen. Nun haben die Fachleute mitgeteilt, dass es sich um eine Spinnenbrut handelt und dass die Insekten tot seien. Für eine genaue Bestimmung sei die Brut jedoch zu gering entwickelt. „Somit wird ungeklärt bleiben, ob es sich bei den eingehüllten Krabbeltieren tatsächlich um die Gattung der giftigen brasilianischen Wanderspinne handelt“, so die Polizei.
Laut Recherchen der SZ webt das Weibchen der Brasilianischen Wanderspinne oder Bananenspinne einen Ball um die befruchteten Eier und klebt diesen an einer glatten Unterlage fest. Wenn dies beispielsweise eine fast reife Banane ist, könnte die Spinnenbrut mit dem Bananentransport in den Tailfinger Supermarkt gelangt sein. Doch das bleibt Spekulation.
Nach dem Schlüpfen sammeln sich die Jungtiere auf dem Rücken des Muttertiers, wo sie sich kannibalistisch ernähren. Nach der ersten Häutung werden die Tiere selbstständig, und das Muttertier stellt weitere Eibälle her. Insgesamt entstehen so in einer Saison etwa 2500 Jungtiere.
Die Brasilianische Wanderspinne gilt nicht nur als sehr aggressiv, son- dern ist auch hochgiftig. Im Guinessbuch der Rekorde wird sie als giftigste Spinne geführt. Der Körper des Weibchens wird 30 bis 50 Millimeter lang, seine Spannweite beträgt zehn bis 13 Zentimeter. Das Männchen ist etwas kleiner. Der Name Wanderspinne kommt daher, dass sie nicht lauert, sondern nachts auf Beutezug geht. Sie erbeutet Schaben und andere Insekten sowie kleine Reptilien.
Wenn sich die Spinne gestört fühlt, nimmt sie eine Drohstellung ein. Oft beißt sie ohne Vorwarnung zu, verabreicht aber nicht bei jedem Biss ihr Gift. Beim Menschen erzeugt das Gift starke Schmerzen, mitunter kann es auch zu einem sogenannten Priapismus kommen. Das ist eine schmerzhafte Erektion, die über viele Stunden anhält. Wenn sie unbehandelt bleibt, kann sie Impotenz verursachen. Aus dem Gift mancher Arten werden Schmerzmittel hergestellt, wie das Neurotoxin, das postoperative Schmerzen lindert.