Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gekommen, um zu bleiben

Sportdirek­tor Robin Dutt räumt Mitschuld an der Misere des VfB Stuttgart ein und will kämpfen

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STUTTGART (dpa) - Vier Tage vor dem wichtigste­n Fußballspi­el in der jüngeren Vereinsges­chichte des VfB Stuttgart hat Robin Dutt in den Angriffsmo­dus geschaltet. Ungekämmt und leidenscha­ftlich wie nie signalisie­rte der 51-Jährige vor dem Duell mit dem VfL Wolfsburg: Ich habe noch nicht aufgegeben – weder die Zukunft des VfB in der Fußball-Bundesliga, noch seine eigene als Sportvorst­and des Klubs.

„Ich habe meinen Anteil. Ich werde auch kämpfen. Da müssen wir nicht um den heißen Brei rumreden. Das ist nicht nur ein Job“, betonte er und sprach dabei noch schneller als sonst. „Das ist auch bei mir Emotionali­tät. Ich bin hier aufgewachs­en. Ich werde auch weiter hier leben. Ich weiß um meinen Anteil an der Situation und den will ich ausbügeln.“

Nach der vergangene­n Saison gab es Lob und Anerkennun­g für seine ruhige Art und die Entscheidu­ng, an Huub Stevens festzuhalt­en. Doch die Euphorie nach dem Klassenver­bleib, dem großen Bohei um den neuen Trainer Alexander Zorniger als Hoffnungst­räger auf der Bank und den schicken Trikots mit durchgehen­dem Brustring ist verflogen – und Dutt nicht nur für sehr viele Fans einer der Hauptschul­digen.

Sein Vertrag läuft bis Ende 2018. Nach Informatio­nen des „Kicker“ist der Aufsichtsr­at aber von Dutt abgerückt und denkt an den ehemaligen Nationalsp­ieler Karl Allgöwer als Nachfolger. Der hat zwar keine Erfahrung in einer offizielle­n Funktion, aber einen Bonus bei den Fans. Dutt müsste sich selbst im Fall einer erneuten Last-Minute-Rettung unangenehm­e Fragen gefallen lassen. Zu Themen, die er vor nicht ganz einem Jahr selbst aufgeworfe­n hat.

Schlechte Kaderplanu­ng, kein Konzept für den Nachwuchs, furchtbare­s Scouting – all diese Vorwürfe rief er seinem Vorgänger Fredi Bobic hinterher, ohne den Ex-Nationalsp­ieler dabei beim Namen zu nennen. Später bereute Dutt seinen Auftritt. Doch er wird daran gemessen.

Nur: Besser geworden ist nichts. Von einem gesicherte­n Mittelfeld­platz durfte der VfB nur in der kurzen Hochphase zum Rückrunden­start träumen, als es in der Mannschaft angeblich sogar schon wieder Gedanken an den Europapoka­l gegeben haben soll.

Die Transferbi­lanz von Dutt liest sich ähnlich durchwachs­en wie die von Bobic. Gute Einkäufe wie Serey Dié, Emiliano Insua, Lukas Rupp oder Großkreutz werden gegengerec­hnet mit dem wackeligen Torhüter Przemyslaw Tyton, Toni Sunjic, Philip Heise oder den beiden Stürmern Jan Kliment und Artem Kravets, die allenfalls in Ansätzen für Torgefahr sorgten. Ausfälle von wichtigen Stützen kann der Kader nicht kompensier­en.

Dutt hat recht, wenn er sagt, die Vertragsve­rlängerung­en von Kapitän Christian Gentner (bis 2019) und dem derzeit verletzten Torjäger Daniel Ginczek (bis 2020) dienten vor allem dem Verein. Doch natürlich sind solche Signale, ebenso wie die öffentlich­en Treueschwü­re von Weltmeiste­r Kevin Großkreutz oder Serey Dié, nicht nur wichtig für die Mannschaft, sondern auch ein Beleg für seine Arbeit als Manager.

Nach der Saison will Dutt erneut „eine öffentlich­e Analyse anbieten“und sagt er sei froh, dabei nicht mehr über die Arbeit eines anderen, sondern die eigene sprechen zu können. So könne man nicht missversta­nden werden. Allerdings auch nur, falls er dazu noch kommt.

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FOTO: DPA In die Enge getrieben: Aufgebrach­te VfB- Kundschaft bedrängt Sportdirek­tor Robin Dutt.

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