Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hauk will regionale Produkte vermarkten
Durch Fokus auf regionale Produkte sollen auch Einnahmen für Milchbauern steigen
STUTTGART (kab) - Mit einem landesweiten Wettbewerb sucht Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) nach den besten Ideen, regionale Milchprodukte besser zu vermarkten. Hauk will für die Verbraucher im Südwesten dadurch regionale Lebensmittel stärker in den Mittelpunkt rücken, wie er am Dienstag in Stuttgart sagte. Zudem sollen die Milchbauern dadurch höhere Gewinne erzielen. SEITE 2
STUTTGART - Wer in Baden-Württemberg Lebensmittel einkauft, soll verstärkt zu regionalen Produkten greifen. Zu diesem Ziel hat sich Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag in Stuttgart bekannt. Den Fokus legt er dabei zunächst auf die Vermarktung regionaler Milchprodukte, die mithilfe eines Landeswettbewerbs angekurbelt werden soll. Auf diese Weise sollen die Milchbauern im Land auch wieder bessere Preise für ihre Milch erzielen können. Der Bundesverband der Milchviehhalter bezweifelt, dass diese Marketingstrategie Erfolg haben wird.
Im Juli will das Landwirtschaftsministerium den landesweiten Wettbewerb ausschreiben. Die Ausschreibung soll sehr offen gehalten werden, erklärt eine Ministeriumssprecherin, denn wichtig sei ein „Strauß an Möglichkeiten, um regionale Produkte für den Verbraucher sichtbar zu machen“. Und so sollen sich alle Akteure wie Molkereien, Lebensmittelhändler und Landwirte beteiligen können mit ihren Ideen – von der Milchbar auf dem heimischen Hof bis zur gastronomischen Marketing-Aktion sei alles denkbar.
Vorbild für das ganze Land Der Gewinner soll 5000 Euro bekommen, weitere 5000 Euro sollen wohl auf die Zweit- bis Fünftplatzierten verteilt werden. Der finanzielle Anreiz, sich am Wettbewerb zu beteiligen, sei dabei zweitrangig, erklärt die Sprecherin. Vielmehr gehe es um Ansehen und Werbung für regionale Milchprodukte insgesamt. Die Ge- winner-Idee soll zudem als Marketing-Blaupause für das ganze Land dienen.
Hauk sprach von einer „großen Kaufkraft“im Südwesten. „Es kommt nicht von ungefähr“, argumentierte er, „dass unser Bio-Anteil bei der Milch schon heute bei zehn Prozent liegt.“Biomilch ist deutlich teurer als konventionell hergestellte Milch, und das komme auch den Öko-Bauern zugute. Sie erzielten laut Hauk etwa 48 Cent pro Kilogramm Milch. Konventionell arbeitende Milchbauern hingegen bekommen in der derzeitigen Milchpreiskrise gerade mal die Hälfte. Das aktuelle Öko-Barometer von 2016 – eine repräsentative Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Konsum von Bioprodukten – zeigt, dass es den Verbrauchern bei ihrem Bio-Kauf nicht nur ums Tierwohl oder Natur- schutz geht. Zur Frage, warum sie Biolebensmittel kaufen, gaben 91 Prozent der Befragten „regionale Herkunft/Unterstützung regionaler Betriebe“als Grund an. Die Antwort landete auf Platz zwei hinter „artgerechter Haltung“(93 Prozent).
„Gut gemeinte Initiative“„Bio hat sich deutlich vom konventionellen Bereich abgehoben in den letzten eineinhalb Jahren“, sagt auch Karl-Eugen Kühnle. „Nicht, weil die Leute 100 Jahre alt werden wollen, sondern wegen der Nachhaltigkeit.“Der Milchbauer aus Unterweiler bei Ulm betreibt selbst einen Biohof. Als Landesvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter kennt er die Probleme der Milchbauern. Hauks Vorstoß nennt er „eine gut gemeinte Initiative“. An einen messbaren Erfolg, an mehr Geld für die Landwirte, glaubt er dadurch nicht. Es habe mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg schon einmal eine Kennzeichnung gegeben, um auf die regionale Herkunft eines Produkts aufmerksam zu machen. „Das hat keine Bedeutung“, sagt Kühnle. „Es gab dadurch keine bessere Wertschöpfung.“
Wichtig seien Kühnles Ansicht nach zwei Maßnahmen. Zum einen müsse auf den Milchpackungen ausgewiesen werden, wo die Milch erzeugt wurde. Bisher stehe lediglich drauf, wo sie verarbeitet wurde – die Milch selbst könne etwa billig aus Polen eingekauft worden sein. Zum anderen müsse Hauk sein Gewicht auf bundespolitischer Ebene einsetzen, um die Situation für die Milchbauern zu verbessern.
Ähnlich äußert sich die FDPFraktion im Landtag. In einer Pressemitteilung erklären die Abgeordneten Friedrich Bullinger und Klaus Hoher: „Es kann nicht sein, dass ein aus der gleichen Landes-CDU wie Minister Hauk stammender Bundesfinanzminister seit Jahr und Tag die Möglichkeit blockiert, dass Betriebe der Land- und Forstwirtwirtschaft endlich über eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage besser selbst für die branchentypischen Krisen vorsorgen können.“Sie sprechen sich zudem für mehr Flexibilität und Wettbewerb in den Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Bauern aus.
Wie sich der Milchpreis zuletzt entwickelt hat, zeigt eine Grafik unter: schwaebische. de/ milchpreis