Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Reicher Sohn
Wenn Jean- Pierre Bemba tatsächlich die 18 Jahre Haft absitzen muss, zu denen ihn der Internationale Strafgerichtshof am Dienstag verurteilt hat, wäre er am Ende seiner Haftzeit ein alter Mann. Bemba war lange eine der schillerndsten Figuren in der Demokratischen Republik Kongo. Als Sohn eines der reichsten Geschäftsleute in dem Land, das früher Zaire hieß, kümmerte er sich um die riesigen Besitzungen der Familie. Er investierte in die Holzwirtschaft und Kaffeeplantagen. Nach einem Wirtschaftsstudium in Belgien stieg der junge Bemba zum persönlichen Assistenten des zairischen Diktators Mobutu Sese Seko auf.
Diese Nähe zum Herrscher mit dem Leopardenfellhut sicherte den Vorzug bei Ausschreibungen, Exportlizenzen und Firmengründungen. Bemba erkannte jedoch, dass Mobutus Zeit dem Ende entgegenging und als sich eine bewaffnete Opposition gegen den Diktator regte, gründete er seine eigene kleine Guerillagruppe. Im Nordosten des Landes, seiner Heimatregion, baute er mit Unterstützung des ugandischen Präsidenten eine Privatarmee auf, den „ Mouvement de Libération du Congo“.
Der heute 52- Jährige wurde nach dem Sturz Mobutus Vizepräsident der Demokratischen Republik Kongo, weigerte sich später aber seine Miliz in die Armee zu integrieren und floh nach tagelangen Gefechten in der Hauptstadt Kinshasa.
In Europa fühlte er sich sicher, bis er in Belgien festgenommen wurde. Verurteilt wurde er nun wegen Kriegsverbrechen, derer sich viele Guerillagruppen und Armeen im Kongo schuldig gemacht haben. Bemba büßt allerdings für Massenvergewaltigungen, die seine Truppe in der benachbarten Zentralafrikanische Republik begangen haben soll. Dorthin hatte er seine Soldaten im Jahr 2002 geschickt, um dem bedrängten Herrscher der Zentralafrikanischen Republik gegen Aufständische beizustehen. Bemba hat bereits Berufung gegen den Urteilsspruch vom Dienstag angekündigt – genügend finanzielle Reserven für das Verfahren dürfte er mit Sicherheit haben. ( pla.)