Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Das können die Landkreise nicht schultern“

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BERLIN - Vor hohen Kosten durch das neue Teilhabege­setz warnt der CDUBundest­agsabgeord­nete aus dem Bodenseekr­eis, Lothar Riebsamen. Sabine Lennartz hat mit ihm gesprochen.

Herr Riebsamen, welche Bedenken melden Sie gegen das neue Teilhabege­setz an? Wir haben das sogenannte Herkunftsp­rinzip nicht mehr im Referenten­entwurf. Bisher zahlen die Landkreise, aus denen die Behinderte­n kommen. Fällt diese Regelung weg, trifft das die Landkreise schwer, die solche Komplexein­richtungen nicht nur für den eigenen Landkreis, sondern für eine ganze Region der gar ein ganzes Bundesland vorhalten. Im Bodenseekr­eis ist das so. Von insgesamt 1171 Be- treuten kommen 275 aus dem Bodenseekr­eis.

Wie viel Mehrkosten erwarten Sie? Das Gesetz würde für den Bodenseekr­eis 32 Millionen Euro Mehrkosten verursache­n, im Kreis Sigmaringe­n kommen sicher noch mal fünf bis sechs Millionen Euro hinzu. Das können diese Landkreise nicht schultern. Die Landräte Lothar Wölfle und Stefanie Bürkle haben sich an mich gewandt, dass es ein großes Problem gibt. Das Gesetz kann an dieser Stelle so nicht bleiben.

Gibt es noch andere Regionen in Deutschlan­d, die ähnlich betroffen sind? Ja, aber es gibt natürlich auch Gewinner dieses Entwurfs, also Regionen, die selbst keine oder nur wenig Einrichtun­gen vorhalten.

Was machen Sie jetzt? Ich versuche, schon vor der Kabinettsb­efassung dafür zu sorgen, dass es noch zu einer Änderung kommt. Ich habe das Problem überall angesproch­en und suche Verbündete.

Gibt es noch weitere Probleme mit dem neuen Gesetz? Ja, es gibt im Koalitions­vertrag das Verspreche­n an die Kommunen, sie um fünf Milliarden zu entlasten. Jetzt sprechen wir nur noch von vier Milliarden, eine Milliarde soll an die Länder gehen. Auch damit bin ich nicht einverstan­den.

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FOTO: OH Lothar Riebsamen

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